Ausgabe 7/2000, Seite 9 ff.


Sanitär


Sicherer Schutz vor Rückstau

Bei der Entwässerungsplanung von Ablaufstellen unterhalb der Rückstauebene muss die Rückstausicherung nach DIN 1986 beachtet werden. Die einfachste und preiswerteste Möglichkeit, Ablaufstellen mit freiem Gefälle zum Kanal gegen Rückstau zu sichern, sind Boden- und Kellerabläufe mit integriertem Zweifach-Rückstauverschluss nach DIN 1997. Und um diese Abläufe geht es in dem Artikel.

Anwendungsbereich

 Oftmals wird in der Praxis auf den Einbau von Bodenabläufen in Kellerräumen aus Kostengründen oder Unwissenheit verzichtet, was sicherlich nicht im Sinne des Betreibers ist. Bodenabläufe schützen vor Überflutung und Bauwerksdurchnässung, wenn z.B. Waschmaschinenanschlüsse undicht werden oder Badewannen überlaufen. Darüber hinaus dient eine zentrale Ablaufstelle ebenso als Revisionsöffnung zur Reinigung der Grundleitung.

 Nach DIN 1986 müssen Sanitärräume in Gebäuden, die ständig für einen größeren Personenkreis bestimmt sind (z.B. Hotels und Schulen) einen Bodenablauf mit Geruchverschluss erhalten.

 Bäder in Wohnungen sollten einen Bodenablauf erhalten.

 Nach den Arbeitsstättenrichtlinien muss in Waschräumen für 30 m2 zu reinigender Grundfläche ein Bodenablauf eingebaut werden.

 Überall dort, wo im Störungsfall mit dem Abfließen von Leichtflüssigkeiten gerechnet werden muss (z.B. in Ölheizungsräumen) sind Leichtflüssigkeitssperren (Heizölsperren) einzubauen.

DIN- und Rechtsvorschriften

Nach DIN 1986 sind Ablaufstellen, die unterhalb der Rückstauebene liegen, gegen Rückstau zu sichern. Schmutzwasser ohne Anteile aus Klosettanlagen oder Urinalen (fäkalienfreies Abwasser) darf bei vorhandenem natürlichen Gefälle zum Kanal über Rückstauverschlüsse nach DIN 1997 Teil 1 abgeleitet werden, wenn bei Rückstau auf die Benutzung der Ablaufstelle verzichtet werden kann. Rückstauverschlüsse für fäkalienfreies Abwasser müssen nach DIN 1997 Teil 2 von einer anerkannten Prüfstelle geprüft und zugelassen sein.

Rückstauverschlüsse nach DIN 1997 müssen bei Rückstau selbsttätig schließen. Nach Beendigung des Rückstaus müssen sie bei Wasserabfluss wieder öffnen. Rückstauverschlüsse müssen mindestens zwei voneinander unabhängige Verschlüsse haben, wobei einer als Notverschluss auch bei Rückstau verschließbar sein muss. Alle Funktionsteile müssen im eingebautem Zustand für die Wartung leicht zugänglich sein. Am eingebauten Rückstauverschluss muss eine Funktionsprüfung durch Rückstausimulierung durchführbar sein.

Bild 1: Normalbetrieb. Der Bodenablauf entwässert bei geöffneter Rückstauklappe.

Funktionsweise

In der Praxis kommen meistens Rückstauklappen und Kugelverschlüsse zum Einsatz. Die Grundfunktion wird hier am Beispiel eines Kellerablaufs mit Rückstauklappen erläutert.

Der Kellerablauf ist mit einem automatischen Betriebsverschluss und einem handverriegelbarem Notverschluss ausgestattet. Beide Rückstauklappen sind im Ausgangszustand immer geschlossen. Im Normalbetrieb öffnet das abfließende Abwasser selbsttätig beide Rückstauklappen und kann somit ungehindert zum Kanal abfließen (Bild1).

Bild 2: Funktion der Rückstauklappen bei Rückstau. Der Rückstaudruck verschließt die Rückstauklappe.

Kommt es im Kanal zu einem Rückstau, so wird die erste Rückstauklappe durch den anstehenden Rückstaudruck automatisch gegen den Flansch gepresst und somit fest verschlossen (Bild 2). Zusätzlich kann der Notverschluss betätigt werden. Es ist empfehlenswert, bei längeren Abwesenheiten oder Betriebsunterbrechungen den Notverschluss geschlossen zu halten.

Bild 3: Bodenablauf aus Gusseisen mit Rückstauklappe.

Ablaufvarianten

Boden-/Deckenablauf mit Rückstauklappe

Einzelne Boden- oder Deckenabläufe benötigen beispielsweise beim Einsatz in Parkhäusern eine Rückstausicherung. Bild 3 zeigt einen Bodenablauf aus Gusseisen mit einer Rückstauklappe.

Bild 4: Einbaubeispiel Kellerablauf mit Zweifach-Rückstauverschluss und seitlichem Zulaufstutzen für die Entwässerung z.B. einer Dusche/Waschbecken.

Kellerablauf mit Zweifach-Rückstauverschluss

Ideal für einzelne Nassräume unterhalb der Rückstauebene ist der zentrale Kellerablauf mit seitlichen Zulaufanschlüssen für Dusche und Waschbecken (Bild 4).

Bild 5: Einbaubeispiel Leichtflüssigkeitssperre mit Zweifach-Rückstauverschluss.

Leichtflüssigkeitssperre mit Zweifach-Rückstauverschluss

In Ölheizungsräumen, wo im Störungsfall mit dem Abfließen von Leichtflüssigkeiten gerechnet werden muss, sind Heizölsperren einzubauen (Bild 5).

Einbau- und Planungstipps

Um eventuelle Geruchsbelästigungen im Betrieb durch ausgetrocknete Geruchverschlüsse auszuschließen, ist nach DIN 1986 Teil 1 die ständige Sperrwassererneuerung bei der Ablaufstelle durch Anschluss eines Entwässerungsgegenstandes (z.B. Waschbecken) sicherzustellen. Durch den zentralen Geruchverschluss im Boden- oder Kellerablauf kann auf den Siphon der angeschlossenen Entwässerungsgegenstände verzichtet werden.

Bild 6: Kellerablauf mit Zwischenstück als Pressdichtungsflansch.

Bei Feuchtigkeitsabdichtungen gegen nicht drückendes Wasser von oben oder drückendes Wasser von unten wird beim Einbau einer Ablaufstelle die Dichtungsbahn durchbrochen. Diese Schwachstelle kann durch den Einsatz eines Abdichtungsflansches vermieden werden (Bild 6).

Nach erfolgtem Einbau des Rückstauverschlusses muss ein dauerhaftes Schild mit einer Bedienungs- und Wartungsanleitung an einer gut sichtbaren Stelle an der Wand befestigt werden. Dieses Schild muss vom Hersteller mitgeliefert werden (Bild 7).

Bild 7: Schild mit Bedienungs-, Wartungs- und Prüfanleitung.

Inspektion und Wartung

Inspektion

Rückstauverschlüsse sollen monatlich einmal vom Betreiber in Augenschein genommen werden, der Notverschluss sollte dabei einmal betätigt werden.

Wartung

Der Rückstauverschluss soll durch einen Sachkundigen gewartet werden. Die Wartung ist mindestens zweimal im Jahr durchzuführen. Dabei sind folgende Maßnahmen auszuführen:

- Entfernen von Schmutz und Ablagerungen.

- Prüfen von Dichtungen und Dichtflächen auf einwandfreien Zustand, bei Bedarf austauschen.

- Kontrolle der Mechanik der beweglichen Abdichtelemente.

- Feststellen der Dichtheit der Betriebsverschlüsse durch eine Funktionsprüfung mit Rückstausimulierung. Hierbei sind immer die Vorschriften der Einbau- und Bedienungsanleitung des Herstellers zu beachten.

Der Verarbeiter sollte dem Bauherren immer gleich einen Wartungsvertrag für die regelmäßig durchzuführenden Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten anbieten, um auf Dauer eine sichere Funktion zu gewährleisten. Einige Hersteller legen bereits entsprechende Musterwartungsverträge den Ablaufstellen bei.


*) Dipl.-Ing. (FH), Dipl.-Wirtschaftsing. (FH) Elmar Lesch, Marketingleiter Kessel GmbH, Lenting


B i l d e r :   Kessel GmbH, Lenting


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