IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 9/2003, Seite 32 ff.


HEIZUNGSTECHNIK


Grenzenlose Kommunikation

Drahtlose Systeme zur Hausautomation

An den Begriff "intelligentes Haus" bzw. "Smarthouse" haben sich in den letzten Jahren viele Hoffnungen und Erwartungen geknüpft. Einige davon wurden realisiert, einige blieben bisher noch unerfüllt. Um den Traum vom "Tischlein deck dich" mit sinnvollen Inhalten zu füllen, werden derzeit zahlreiche Forschungs- und Entwicklungsprojekte durchgeführt. Obwohl vieles bereits machbar ist, beklagen die Hersteller noch immer eine starke Zurückhaltung privater Hausbesitzer bei der Anschaffung eines intelligenten Systems. Woran liegt es, dass sie den ersten Schritt in Richtung Hausautomation nicht wagen?

Die zentrale Steuereinheit, der Hometronic Manager, ist in diesem Beispiel Dreh- und Angelpunkt des gesamten Hausautomationssystems.

Ein Hindernis ist nach Meinung vieler Fachleute der fehlende Standard unter den einzelnen Systemen am Markt. Zwar wachsen sie immer mehr zusammen, aber ein gemeinsamer Nenner ist momentan noch nicht absehbar. Weitere Gründe liegen darin, dass viele Systeme teuer in der Anschaffung sind, sich nicht so einfach bedienen lassen und ebenso wenig problemlos eingebaut werden können – vor allem nachträglich. Wie Prognosen bestätigen, hat aber gerade der Modernisierungsmarkt hohen Bedarf an Hausautomationssystemen. Und hierfür werden flexibel einbaubare Lösungen erforderlich sein, die eine rentable Nachrüstung gewährleisten.

Wie sich zeigt, müssen intelligente Systeme nicht nur bezahlbar, sondern auch technisch beherrsch- und individuell anpassbar sein. Außerdem sollten sie unter geringem Montage- und Kostenaufwand eingebaut werden können. Aus Kundensicht sind also Rundumsysteme gefragt, die den täglichen Bedürfnissen der Bewohner gerecht werden und die bisher isolierten Geräte so vernetzen, dass auf Neuanschaffungen weitestgehend verzichtet werden kann. All diese Anforderungen sind gleichzeitig Argumente für das praxisnahe Konzept modular aufgebauter Systeme, die vor allem im Bereich der funkgesteuerten Hausautomation zu finden sind. Sie lassen sich im Gegensatz zu den drahtgebundenen nicht nur einfacher einbauen (ohne vorheriges Erstellen von Schalt- und Vernetzungsplänen), sondern zeichnen sich auch durch eine zuverlässige Arbeitsweise und flexible Systemoffenheit aus. Ihre Datenübertragung erfolgt über Funk mit einer Reichweite bis zu dreißig Metern innerhalb eines Wohnhauses. Da sie im Baukastensystem aufgebaut sind, können sie individuell auf die Bedürfnisse der Nutzer zugeschnitten und nachträglich erweitert werden.

Modular aufgebaute Funkbus-Systeme sind somit eine anwenderfreundliche und kostengünstige Lösung für die Hausautomation, da sie unkompliziert in Technik und Anwendung sind. Unter dieser Prämisse werden sie von den Herstellern weiterentwickelt, wobei besonders dem Sicherheits- und der Energieaspekt große Aufmerksamkeit geschenkt wird.

Ergebnisse einer Studie des Berliner Instituts für Sozialforschung.

Sicherheit im Fokus

Der Sicherheitsaspekt birgt technisch gesehen ein hohes Entwicklungspotenzial in sich, weshalb Hersteller sich zunehmend auf Anwendungen in diesem Bereich konzentrieren. Ziel ist es, mittel- bis langfristig die Technik der Hausautomation mit der Hauskommunikation zusammenwachsen zu lassen. Bislang schützen funkgesteuerte Systeme den Bewohner vor möglichen Hausratsschäden, indem sie das Bügeleisen, den Herd oder die Kaffeemaschine zuverlässig ausschalten. Ebenso lassen sie bei längerer Abwesenheit das Heim durch eine glaubwürdige Anwesenheitssimulation bewohnt aussehen. Als logischen Folgeschritt ermöglichen einige Systeme bereits die Aufschaltung von Alarmanlagen und Warnmeldern. So können offene integrierbare Systeme mit Hilfe handelsüblicher Warnmelder, Brand-, Überschwemmungs- und Einbruchsgefahr orten und darauf reagieren. Unter diesem Sicherheitsaspekt bieten manche von ihnen den Zugriff über das Telefon oder Handy an. Eine analoge Telefondose reicht aus, um sie mit einem Zusatzmodul über das Festnetz zugänglich zu machen. Hier greift der Nutzer dann nicht auf einzelne Geräte zu, sondern auf ganze Szenarios, die so genannten "Lifestyles". Ist der Anwender nicht sicher, ob er den Lifestyle "Gehen" aktiviert und damit das Bügeleisen ausgeschaltet hat, kann er dies von unterwegs über das Telefon nachholen. Umgekehrt genügt auf der Heimfahrt nach der Arbeit ein kurzer Anruf, um mit einer PIN-Nummer den Zustand "Kommen" einzustellen und darüber die Sauna vorheizen zu lassen.

Die gesamte Haustechnik über ein drahtloses System.

Energieeinsparung garantiert

Seit Inkrafttreten der EnEV 2002 sind Hausbesitzer verpflichtet, Gebäude und Anlagen im Sanierungsfall Energie sparend nachzurüsten und so auch Altbauten dem Standard der Niedrigenergiehäuser anzunähern. Die Hausautomationstechnik kann hier einen wesentlichen Beitrag leisten. Mit ihrer Hilfe ist nachweislich eine deutliche Energieeinsparung von bis zu dreißig Prozent möglich, indem sie beispielsweise die elektronisch gesteuerten Heizkörperregler nur bei tatsächlicher Raumnutzung auf Wohlfühltemperatur einstellt. So kann der Hausbewohner für jedes Zimmer ein zeitabhängiges Temperaturprofil bestimmen und es an seine Lebensgewohnheiten anpassen. Da in vielen Haushalten die Temperaturregelung sowohl über konventionelle als auch Fußbodenheizung erfolgt, sollten Hausautomationssysteme beide Lösungen ermöglichen und gegebenenfalls eine Mischform zulassen. Aufgrund des hohen Stellenwerts der Energieeinsparung sind Hersteller im Bereich der Hausautomation nachhaltig gefordert, noch mehr Möglichkeiten zur Verringerung des Energieverbrauchs zu schaffen. Unter diesem Aspekt ist auch die geregelte Wohnraumbelüftung zu sehen. Da im Zuge der Niedrigenergiehäuser die Räume immer dichter werden, findet ein natürlicher Luftaustausch, wie dies bei Fenstern älteren Datums der Fall war, nicht mehr statt. Daher sind bereits die ersten Hausautomationssysteme mit einer Funktion zur kontrollierten Wohnraumbelüftung ausgestattet und veranlassen entweder zeit- bzw. temperaturgesteuert oder mit Hilfe von Luftgütesensoren, dass die Wohnräume bedarfsgerecht mit Frischluft versorgt werden.

System-Offenheit

Der Fantasie bezüglich weiterer Anwendungen von Funkbus-Systemen sind prinzipiell keine Grenzen gesetzt. Ihre Stärke liegt in der fortschreitenden Integration handelsüblicher Einzelgeräte, wodurch sie dem Nutzer kostengünstig eine hohe Funktionsvielfalt ermöglichen. Zum Beispiel sagt ein Regensensor der Markise, sie soll einfahren. Gleichzeitig werden die Rollläden auf der Wetterseite zum Schutz runter gefahren. Ein Helligkeitssensor sorgt dafür, dass bei erhöhtem Lichteinfall die Rollläden schließen und das Mobiliar, die Pflanzen oder der wertvolle Parkettboden vor der Sonneneinstrahlung geschützt werden. Ein Feuchtesensor im Waschkeller hingegen meldet Wasseraustritt und das System sperrt automatisch die entsprechende Wasserleitung ab. Sind die Systeme gegenüber handelsüblichen Alarmanlagen offen, können sie sogar Funktionen zum Schutz vor Einbrechern mit in die Hausautomation einbinden.

Fazit: Funkgesteuerte Hausautomationssysteme sind leistungsfähige Alternativen zu drahtgebundenen Bus-Systemen. Sie eignen sich für die gesamte Haustechnik und wachsen mit den Bedürfnissen des Nutzers mit. Hierfür werden die Funktionserweiterungen, so genannte "Upgrades", einfach per Software nachgerüstet. Damit liegt in Funkbus-Systemen ein hohes Anwendungspotenzial, ohne den Verbraucher finanziell oder gar technisch zu überfordern. Sie vernetzen auf einfache Weise die Geräte im Haus und stellen eine starke Erleichterung im Alltag dar – auch für ältere oder behinderte Menschen.

Internetinformationen:
www.honeywell.de


B i l d e r :  Honeywell AG, Schönaich; ZVSHK, St. Augustin


[Zurück]   [Übersicht]   [www.ikz.de]