IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 16/2001, Seite 38 ff


REPORT


Die 1919 in Mainz gegründete Brezelbäckerei Ditsch hat zur Versorgung von Filialen in Ost- und Norddeutschland ein neues Werk in Oranienbaum bei Dessau erbaut. Täglich verlassen hier 250000 tiefgefrorene Teiglinge (etwa Laugengebäck, Pizza und Croissants) die Produktionshallen.
(Bild: Brezelbäckerei Ditsch GmbH)

Staubfreie Zone für Brezel, Pizza und Croissant

Flächenheizung sorgt für Hygiene in Brezelbäckerei

Bei der Herstellung von Laugenbrezeln kommt es nicht nur auf die richtige Mischung von Mehl, Hefe, Salz und Wasser an, sondern auch auf eine hygienische Produktionsstätte. Die Brezelbäckerei Ditsch hat sich deshalb beim Neubau ihres Werkes in Oranienbaum bei Dessau für den Einbau einer Flächenheizung entschieden.

Für eine "unsichtbare" Fußbodenheizung in dem zweiten Produktionsstandort der 1919 in Mainz gegründeten Bäckerei waren vor allem Hygieneaspekte ausschlaggebend: Die geringe Temperaturdifferenz zwischen wärmeabgebender Fläche und der Raumluft verhindert Staubverwirbelungen, was zu einer leichteren Reinigung der Räume beiträgt. Grundsätzlich sehen die hohen Hygieneanforderungen in lebensmittelverarbeitenden Betrieben regelmäßiges feuchtes Wischen der Böden vor. Auch hier bewirkt die Fußbodenheizung eine schnellere Trocknung zur raschen Wiederbegehbarkeit der Bodenflächen.

Ausführungsdetails

Für eine Niedertemperatur-Fußbodenheizung sprachen auch ökologische Aspekte. Zum einen wird weniger Heizenergie benötigt als bei Systemen, die Konvektionswärme erzeugen. Denn Flächenheizungen arbeiten mit niedrigen Vorlauftemperaturen von ca. 40°C. Darüber hinaus kann für diese Temperaturen auch die Abwärme der Industrieanlagen genutzt werden. In der Brezelbäckerei Ditsch wird die Abwärme der Kältemaschinen in einen 30 m3 fassenden Schichtenspeicher gefahren und über eine klassische Beimischschaltung auf rund 35°C Vorlauftemperatur heruntergemischt. Andere Abnehmer wie z.B. die Lüftungsanlage fährt mit rund 60°C Vorlauftemperatur. Der Pufferspeicher ist aus Edelstahlblech hergestellt und ist mit einer 25 cm dicken Wärmedämmung versehen. Dies fördert einen bewussten Umgang mit natürlichen Ressourcen. Außerdem sollten zusätzliche Hindernisse, wie Heizkörper, in den Produktionsbereichen vermieden werden. Diese Aspekte wurden bei der Planung durch das Ingenieurbüro Götze, Stuttgart, beachtet.

Die Heizungsbauer der Firma Franke, Baehr & Ritter GmbH, Dessau, verwendeten das System cuprotherm. Insgesamt wurden rund 30000 m Kupferrohr der Dimension 14 x 0,8 mm mäanderförmig auf einer Gesamtfläche von 7000 Quadratmeter verlegt. (Bild: Franke, Baehr & Ritter GmbH)

Mit der Installation der Fußbodenheizung wurde die Firma Franke, Baehr & Ritter GmbH, Dessau, beauftragt. Sie verwendete das System cuprotherm aus Kupferrohr – auf Grund guter Erfahrungen bei verschiedenen Objekten. Rund 30000 m ummanteltes Kupferrohr der Dimension 14 x 0,8 mm verlegten die Heizungsbauer mäanderförmig auf einer Gesamtfläche von 7000 m2. Diese umfasst zwei Produktionshallen, Lager- sowie Büroräume. Als Fußbodenkonstruktion wurde für die Produktions- und Lagerhallen 20 cm dicker bewährter Beton vorgesehen. Dort integriert sind die Kupferrohre. In einer Halle waren bei der Rohrverlegung Aussparungen für Knet-, Rühr- und Kühlmaschinen zu berücksichtigen. Die aufgestellten Knet- und Beizmaschinen bedingten eine spezielle Fußbodenkonstruktion. Denn in den beiden Produktionshallen beträgt die statische Verkehrslast rund 30 t/m2. So wurden die Flächenheizungsrohre auf der unteren Bewehrungsschicht, einer Baustahlmatte, verlegt.

Bei der Fußbodeneinbringung schützt der Stegmantel des Kupferrohres vor den aggressiven Zementzusätzen des Betons.

Für den Anschluss der 289 Heizkreise an die Verteilerleitungen kamen in den Lager- und Büroräumen Heizkreisverteiler zum Einsatz. In den beiden Produktionshallen sind die Kreise über einen in der Bodenplatte integrierten Vor- und Rücklaufverteiler der Abmessung 35 x 1,5 mm angeschlossen, der direkt mit den Verteilerleitungen verbunden ist. Eine Dämmung der Rohre soll die Ausdehnung der Rohre aufnehmen und sie so vor Schäden bewahren.

Die Anschlussleitungen wurden in Nischen der Hallenstützen untergebracht und konnten so kurz gehalten werden. Grund für diese Sonderlösung ist eine effektive Nutzung der vorhandenen Bodenfläche für Produktionsanlagen und der Wunsch des Eigentümers, wegen hygienischer Belange auf Bodendurchdringungen zu verzichten. Nicht zuletzt deshalb konnte auf Heizkreisverteiler verzichtet und damit Kosten eingespart werden.

Nachdem die Heizungsrohre durch Hartlöten mit den Verteilerrohren verbunden wurden, musste zur Stabilisierung der gesamten Fußbodenkonstruktion eine zweite Bewehrungsschicht eingebaut werden. Abschließend wurde in den Büroräumen ein Bodenbelag zum Teil aus Teppich, Parkett und Fliesen verlegt. Ein keramischer Belag wurde – ebenfalls aus hygienischen Gründen – auch in den Lagerbereichen sowie den beiden Produktionshallen eingesetzt.

Die Heizkreise in den beiden Produktionshallen sind über einen in der Bodenplatte integrierten Vor- und Rücklaufverteiler der Abmessung 35 x 1,5 mm angeschlossen. Damit wurde eine platzsparende sowie ökonomisch sinnvolle Sonderlösung geschaffen. (Bild: Franke, Baehr & Ritter GmbH)

Resümee

Die Brezelbäckerei Ditsch ist bei der Wahl des Heizungssystems in ihrer neuen Produktionsstätte nicht nur den hier notwendigen Erfordernissen, wie einwandfreie Hygieneverhältnisse, "unsichtbarer" Heizkörper und niedriger Energieverbrauch, gerecht geworden. Auch hat das Unternehmen zusammen mit Planer und Heizungsbauer für den Anschluss der Heizkreise eine Sonderlösung geschaffen, die technisch sowie ökonomisch sinnvoll ist.


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