IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 14/2001, Seite 51 ff


REPORT


Ärger vorprogrammiert?

Kleine Hebeanlagen für den begrenzten Einsatz

Mit zwei Modellen – eines vor beliebiger Badezimmerwand, eines hinter der Vorwand versteckt – deckt der westfälische Markenhersteller Jung Pumpen nach eigenen Aussagen den gesamten Markt der zugelassenen Anwendungsbereiche für kleine Hebeanlagen ab. Auf der diesjährigen ISH präsentierte der Hersteller beide Modelle und informierte gleichzeitig Handel und Verarbeiter offensiv über die Konsequenzen der DIN-Formulierung "Fäkalienhebeanlagen zur begrenzten Verwendung".

Warum diese Aufklärungsoffensive? Fehlt der Glaube an die eigenen Produkte, fragte die IKZ-HAUSTECHNIK. "Ganz im Gegenteil", widersprach Vertriebsleiter Ulrich Toeberich und verwies auf die technische Ausrüstung der kleinen Fäkalienhebeanlagen aus der Steinhagener Produktion: wartungsfreies Freistromrad, integrierter Alarmgeber sowie montagefreundliche Konstruktion.

Falsche Werbebotschaften führen zu Fehlinstallationen

Nicht die Hebeanlagen selbst seien das Problem, sondern die falsche Kommunikationspolitik von Herstellern. "Werbeaussagen, die dem Installateur und dem Endkunden den Eindruck vermitteln, dass diese Geräte überall einsetzbar sind, sind insofern falsch, als dass der Kunde glaubt, er könne diese Anlagen in jedem privaten, gewerblichen oder gar industriellen Bereich einsetzen. Und noch nicht einmal jede private Anwendung ist zu empfehlen", so Toeberich. Die DIN 142050 sagt, dass die so genannten kleinen Fäkalienhebeanlagen zur begrenzten Verwendung – wie der WC fix 260 von Jung Pumpen – nur dann eingesetzt werden dürfen, wenn der Benutzerkreis klein ist. Nach Meinung von Ulrich Toeberich ist diese Formulierung nicht deutlich genug. "Wird die Anlage zum Beispiel in einer vermieteten Einraumferienwohnung eingebaut, so ist zwar der Benutzerkreis klein, aber die wechselnden Mieter dieser Wohnung sind im Umgang mit dem Gerät nicht vertraut." Informierte Kunden sind zufriedene Kunden. Zu vom Handwerk verständlicherweise verhassten Problemen mit den kleinen Fäkalien-Hebeanlagen käme es im Grunde immer nur durch unsachgemäßen Gebrauch. Wenn man Blockaden wie beim WC-Fix ohne Eingriff in den Füllraum beheben könne, sei dies zwar tröstlich, löse aber das Problem des Endverbrauchers nicht, der ja eben eine störungsfreie Situation wünsche und den Handwerker schnell für wiederkehrende Störungen verantwortlich mache.

Warnte auf der ISH vor dem unsachgemäßen Einbau kleiner Fäkalienhebeanlagen: Ulrich Toeberich, Vertriebsleiter bei Jung Pumpen.

"Toiletten werden weltweit auch als eine Art Mülleimer angesehen und genau das bringt die meisten der im Handel befindlichen kleinen Hebeanlagen ins Trudeln." Solange die Anlagen nicht mit Unrat aller Art belastet werden, funktionieren sie nach den Erfahrungen des westfälischen Markenherstellers einwandfrei. "Das handelsübliche Toilettenpapier und Fäkalien werden problemlos entsorgt." Entsprechend seien diese Geräte nur dort richtig eingesetzt, wo die Familie um diese Faktoren wisse und sich entsprechend verhalte. Sein Unternehmen spreche daher lieber von einem "kontrollierbaren" Benutzerkreis.

In den Schacht gehört die Abwasserpumpe

Durch falsche Installation würden Probleme immer dann ausgelöst, wenn die Abwasserleitung zur Hebeanlage zu lang oder falsch dimensioniert würde. Der für die kleinen Hebeanlagen typische Zulauf von 180 mm lässt nur eine direkte Flanschung mit dem Toilettenkörper zu bzw. bei der Verbindung mit dem Modell hinter der Wand auf kürzestem Wege. Gravierend falsch sei natürlich der Einbau einer kleinen Hebeanlage im Abwasserschacht: "Eine Anwendung, die wir nicht nur einmal vorgefunden haben. Nicht zuletzt deswegen engagieren wir uns für fundierte Information rund um das Thema Abwasserentsorgung an den deutschen Meisterschulen."

Mit dem "WC-fix 260 V" bietet Hersteller Jung Pumpen seit der ISH 2001 eine kleine Hebeanlage, die in handelsüblichen Vorwandinstallationselementen verschwindet. Die Anlage entsorgt zuverlässig ein wandhängendes Einzel-WC auch unterhalb der Rückstauebene.

Kleine Hebeanlagen nur für die Zweittoilette

Eine oft nicht berücksichtigte Passage der DIN sagt aus, dass eine kleine Hebeanlage nur in Gebäuden eingesetzt werden darf, in denen es zusätzlich mindestens eine Toilette gibt, die im freien Gefälle entwässert. "Und das macht eben deutlich, dass die kleinen Fäkalienhebeanlagen keinesfalls mit einer Abwasserpumpe für den ständigen und uneingeschränkten Gebrauch zu verwechseln sind. Hersteller, die dies suggerieren, verursachen ihren Partnern im Handwerk wissentlich Probleme und Ärger mit dem Endkunden. Natürlich ist es verlockend", so Toeberich abschließend, "für kleines Geld eine Abwasserentsorgung unterhalb der Rückstauebene oder abseits vom Fallrohr anzubieten. Aber der informierte Handwerker weiß, dass ihm nur zufriedene Kunden treu bleiben und zufrieden sind nur Kunden, die sachkundig und problembewusst beraten werden."


B i l d e r :  Jung Pumpen, Steinhagen


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