IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 9/2001, Seite 25 f.


VERBÄNDE AKTUELL 


Brandenburg


Künstler im Blaumann

Preisträger des 1. Klempnerpreises vorgestellt

Zum nunmehr sechsten Mal fand Mitte März dieses Jahres das ostdeutsche Ländertreffen des Klempnerhandwerks in Neuruppin statt. Wie in den bereits vorangegangenen Veranstaltungen, standen auch diesmal wieder der Informations- und Erfahrungsaustausch im Fokus der Tagung. Außerdem wurden die Preisträger des 1. handwerklich geprägten Klempnerpreises vorgestellt.

Mittlerweile sind alle sechs ostdeutschen Landesverbände an diesem jährlich stattfindenden Branchenevent beteiligt. Die Veranstaltung hat sich bewährt. Dass es dennoch nur gut 70 Teilnehmer waren, die Jörg Salzmer, Landesfachgruppenleiter Klempnerei FV Thüringen, begrüßen durfte, stimmt bedenklich. Schließlich sind die Rahmenbedingungen im Klempnerhandwerk in den letzten Jahren nicht besser geworden. Nur wer sich regelmäßig fachlich und betriebswirtschaftlich weiterbildet, kann sich auf die ständig veränderten Rahmenbedingungen einstellen, sich neue Betätigungsfelder erschließen und auf Dauer im Markt bestehen. Den Teilnehmern dahingehend neue Impulse zu geben und sie bei ihrer täglichen Arbeit zu unterstützen, war denn auch eines der Ziele dieser Veranstaltung.

Der Preis in der Kategorie Neubau ging an die Firma Jörg Salzmer für die Neueindeckung von Einfamilienhäusern in Nordhausen.

Den Anfang bildete ein Lichtbildvortrag von Rico Venzmer, Fachverband SHK Mecklenburg-Vorpommern. Er schickte die Teilnehmer auf eine Reise in die Welt der Dächer. Im Anschluss daran referierten Paul Knubel (Rheinzink) und Peter Wagner (WS Fassadenelemente GmbH) zum Thema Fassaden in Klempnertechnik. Während sich Knubel in seinen Ausführungen auf die Planung und Gestaltung von Fassadensystemen konzentrierte und dieses durch zahlreiche Beispiele aus der Praxis untermalte, vermittelte Wagner in seinem Referat bauphysikalische Grundlagen. Außerdem gab er Hinweise zur Ausführung von Fassaden-Unterkonstruktionen und präsentierte einige Systemlösungen speziell für diesen Bereich.

Für die Sanierung der Kuppeln des Bundessprachenamtes in Naumburg wurde die Firma Peter Wahlbuhl ausgezeichnet.

Imagewerbung für das Handwerk

Über die Möglichkeiten des SHK-Unternehmers, sich vom Mitbewerber durch gezielte Imagewerbung abzuheben, informierte Herr Hasenbank (boco Innungsservice). Seiner Meinung nach seien werbliche Maßnahmen zwar durchaus geeignet, um dem Unternehmen ein eigenes Image zu verpassen, doch sollte die Wahl der Maßnahmen sorgfältig erfolgen. Es mache beispielsweise keinen Sinn, mit Qualitätsarbeit zu werben. "Die wird heute vorausgesetzt." Auch sei es nutzlos, sich in irgendwelchen Adresslisten eintragen zu lassen; "die werden ohnehin kaum beachtet", so die Einschätzung des Referenten. Besser wäre es, den Adresseintrag mit einem gut einprägsamen Firmenlogo zu kombinieren. Denn auf Grund der heutigen Informationsüberflutung mache Werbung nur Sinn, wenn sie glaubwürdig und schnell wahrnehmbar sei. Mit einem einprägsamen Logo, welches als visuelles Erscheinungsbild in der kompletten Geschäftsausstattung, in Anzeigen, auf dem Firmenfahrzeug usw. platziert werden kann, könne ein für den Endverbraucher einprägsames Wiedererkennbarkeitszeichen generiert werden. Wichtig sei aber, dass der Stil des Logos der Unternehmenskultur angepasst werde.

Dass man mit funktioneller Berufskleidung ebenfalls zu einem positiven Image gelangen kann, verdeutlichte eine nachfolgende Modenschau, bei der boco eine Auswahl der im Sortiment vorhandenen Arbeitsschutzkleidung speziell für das Handwerk präsentierte.

Die Firma Manfred Schulze bekam die Auszeichnung in der Kategorie Gestaltung für die Fertigung von insgesamt elf Wappen für den Luftwaffenstützpunkt in Rammstein.

Braucht der Klempner das Internet?

...dieser Frage ging Rico Venzmer nach. Beim Thema Internet gehen die Meinungen weit auseinander. Die einen finden es chaotisch, langweilig und teuer, die anderen dagegen finden es interessant, informativ, sogar verkaufsfördernd. Welche Möglichkeiten das neue Medium den Handwerksunternehmen tatsächlich bieten kann, verdeutlichte der Referent anhand unterschiedlichster Beispiel-Seiten aus dem Netz. Neben Online-Terminassistenten, -Routenplaner oder -Nachrichtenseiten stellte er die unterschiedlichen Internet-Angebote der Fachverbände, Fachzeitschriften sowie verschiedenen Institutionen vor.

Recht haben und bekommen

Über die vielfältigen Fallstricke bei Auseinandersetzungen mit säumigen Kunden informierte Harry Marschke (SHK Fachverband Land Brandenburg). Nicht selten führen Außenstände zur Insolvenz des Unternehmens. Umso wichtiger ist es heute, über die Formen und Fristen informiert zu sein, die es im Falle einer Auseinandersetzung einzuhalten gilt. Marschke empfahl den Teilnehmern die strikte Einhaltung der vorgegebenen Fristen und darüber hinaus ausnahmslos die Schriftform. Auch das Thema Bauhandwerkersicherungshypothek wurde angesprochen. "Handwerker sind die einzigen Banken, die den Kunden Geld leihen ohne dafür Sicherheiten zu verlangen", so Marschke. Hier müsse ein Umdenken erfolgen. Gäbe es Unsicherheiten bezüglich der Zahlungsfähigkeit des Auftraggebers, so müssen zwingend Sicherheiten her, können diese nicht erbracht werden, so sei es besser, auf einen Auftrag zu verzichten, als nachher vergeblich aufs Geld zu warten.

In der Kategorie Lehrlingsarbeiten wurde der Wasserspeier des Auszubildenden Philipp Bolze ausgezeichnet.

1. handwerklich geprägter Klempnerpreis

Höhepunkt der diesjährigen Veranstaltung war die Verleihung des 1. handwerklich geprägten Klempnerpreises, der von den SHK-Landesfachverbänden Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen sowie der Innung Berlin ausgelobt wurde. Insgesamt 72 Arbeiten musste die 9-köpfige Jury, bestehend aus Vertretern der Verbände sowie Fachleuten aus der Branche, beurteilen. Dazu wurde ein Anforderungsformular erstellt, nach dem die eingereichten Projekte anonym und objektiv in den vier Kategorien Neubau, Altbausanierung, Gestaltung sowie Lehrlingsarbeiten bewertet werden konnten.

Preisträger in der Kategorie Neubau ist die Firma Jörg Salzmer aus Nordhausen. Sie bekam die Auszeichnung für die Neueindeckung von zwei nebeneinander liegenden Einfamilienhäusern in Farbaluminium. Interessant hier: Nicht nur die Dachflächen, sondern auch die Fassade und der Innenbereich der Loggia wurden mit Farbaluminium ausgekleidet. Als Arbeitstechniken wurden in dem Projekt die Doppelstehfalztechnik für das Dach sowie die Winkelfalztechnik für die Fassade angewendet.

Den ersten Preis in der Kategorie Altbausanierung belegte die Firma Peter Wahlbuhl aus Naumburg für die Sanierung des Bundessprachenamtes in Naumburg. Dort erhielt der mehr als 100 Jahre alte Gebäudekomplex im Rahmen einer umfangreichen Sanierung neue Kuppeln und Ziertürme. Dieses Projekt zeigt deutlich, welch künstlerische Begabung im Klempnerhandwerk schlummert, schließlich musste die originalgetreue Rekonstruktion sämtlicher Zierteile in mühseliger Handarbeit erfolgen. Pro Turm waren rund 250 m2 Zinkblech in den Materialstärken 0,7 bis 1,5 mm zu verarbeiten.

Gruppenfoto der Preisträger des Klempnerpreises: (v.l.) Manfred Schulze, Philipp Bolze, M. Weber, Peter Wahlbuhl, Jörg Salzmer.

Der Preis für die Kategorie Gestaltung ging an die Firma Manfred Schulze in Ronneburg für die Fertigung von 11 Wappen für den Luftwaffenstandpunkt in Rammstein. Auch bei dieser Arbeit war neben dem hohen handwerklichen Können eine künstlerische Begabung unabdingbar. Denn die Wappen für die verschiedenen Waffengattungen mussten nicht nur auf Blei getrieben, sondern abgebeizt und anschließend lackiert werden. Außerdem wurde noch ein etwa fünf cm breiter Rand zur Wandbefestigung eingearbeitet.

In der Kategorie Lehrlingsarbeiten schließlich wurde die Firma M. Weber für die Arbeit des Auszubildenden Philipp Bolze ausgezeichnet. Sein originalgetreu in Zink nachgebildeter Wasserspeier in Drachenform fand besondere Beachtung, schließlich hatte er den Wasserspeier nicht während der Arbeitszeit, sondern nahezu ausschließlich in seiner Freizeit gefertigt. Eine Meisterleistung, wie der Berliner Landesinnungsmeister Hubert Minter treffend formulierte.

Angesichts solch gestalterischer Handwerkskunst erscheint klar, dass diese Veranstaltung weitergeführt wird. Der nächste handwerklich geprägte Klempnerpreis soll nach derzeitigen Planungen bereits in zwei Jahren vergeben werden.


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