IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 14/15/1999, Seite 48 ff.


HEIZUNGSTECHNIK


Heizungssysteme 2000:

Wärmepumpen-Installation — ein Geschäft mit Zukunft

Wärmepumpe für das Eigenheim — auch Familie Schukeitis hat das regenerative Heizungssystem installieren lassen. Die 170 Quadratmeter Wohnfläche des Hauses werden zu drei Vierteln mit Sonnenwärme beheizt.

Energiesparen hat Konjunktur. Gesetze wie die bevorstehende Energiesparverordnung 2000 forcieren ressourcenschonende Heizungssysteme, die den Primärenergieverbrauch in Gebäuden senken. Effizient und emissionsarm verspricht die Wärmepumpe zu sein. Sie erlebt seit Anfang der neunziger Jahre einen Aufschwung. Nach Angaben des Initiativkreises Wärmepumpe steigerten sich ihre Wachstumszahlen in den letzten beiden Jahren um jeweils 36% im Vergleich zum Vorjahr. Bundesweit sind zur Zeit über 50.000 Anlagen installiert.

Die Erfolge lassen sich auf verschiedene Faktoren zurückführen: Positiven Einfluß hatten die Aufklärung durch Wärmepumpen-Initiativen und Verbände, Investitionskostenzuschüsse von Energieversorgern und der öffentlichen Hand, Marketingaktivitäten der Wärmepumpenhersteller und die technische Effizienz und Reife moderner Anlagen, heißt es von seiten der Wärmepumpenhersteller. Jahresarbeitszahlen von vier sind heute üblich. Dabei ist die Tatsache, daß die Ausbeute an Heizenergie zum Antriebsstrom inzwischen vier zu eins beträgt, auch dem zunehmenden Einsatz von Niedertemperatur-Verteilsystemen im Neubausegment zuzuschreiben.

Kompakt und geräuscharm — Das quaderförmige Wärmepumpenaggregat bei Familie Schukeitis wird zur Raumheizung und zur Warmwasserbereitung eingesetzt. Der 300 l-Warmwasserspeicher versorgt gleich mehrere Zapfstellen.

Installation für das Handwerk attraktiv

Eine Umfrage belegt, daß die Leistungssteigerung und die damit verbundene Einsparung laufender Energiekosten zu hoher Zufriedenheit der Wärmepumpenbesitzer geführt haben. Daß die Installation dieses Heizungssystems immer häufiger zum lohnenden Geschäft wird, spricht sich zunehmend auch im Handwerk herum: In vielen Betrieben gehört der Einbau von Wärmepumpen zum festen Repertoire. Für Sanitär-, Heizungs-, Klimahandwerker Rainer Martin aus Neukirchen-Vluyn ist daraus sogar das Hauptstandbein geworden, denn die Installation des regenerativen Heizungssystems macht rund 90% des Geschäftsumfangs aus: Pro Jahr baut Rainer Martin rund 70 Anlagen in Ein- und Mehrfamilienhäuser ein, in enger Zusammenarbeit mit den Herstellern und den Fachberatern der Regionalversorgung der RWE Energie AG.

Erfahrung sammelte er mit allen heute gängigen Varianten, das heißt mit Sole/Wasser-, Luft/Wasser- und Wasser/Wasser-Wärmepumpen. Am Anfang jeder Installation steht die Auswahl der Wärmequelle. Ein typisches Praxisbeispiel ist der Einbau einer Sole/Wasseranlage bei Familie Schukeitis, einem seiner Kunden. Hier machten rund 250 Quadratmeter unbebauten Grundstücks die großflächige Nutzung des Erdreichs möglich und damit den Einbau eines Erdwärmekollektors. Er besteht aus neun Entzugskreisen; die Entzugsleistung aus dem Erdreich beträgt rund 30 W/m2. Die Wärme wird mit Hilfe der Wärmepumpe auf 35°C gebracht und über eine Fußbodenheizung an die Räume abgegeben.

Der Erdwärmekollektor setzt eine großzügige, unbebaute Grundstücksfläche voraus. Als Arbeitsmittel wird eine Wasser/Ethylenglykol-Mischung mit einer mittleren Temperatur von 0°C verwendet.

Die Wärmepumpe bei den Schukeitis wird monovalent betrieben, wie die meisten der heute installierten Anlagen. Sie dient sowohl zur Raumheizung als auch zur Warmwasserbereitung. Im Haus der Familie Schukeitis beheizt sie rund 170 Quadratmeter Wohnfläche. Ein 300-Liter-Speicher versorgt gleich mehrere Zapfstellen mit Warmwasser. Von 10,9 kW Heizleistung entfallen 2,7 kW auf den Strom, der dem Antrieb des Wärmepumpenkreislaufs dient.

Förderprogramme senken Kosten

Familie Schukeitis kostete der Einbau der Wärmepumpe rund 30.000 Mark. Darin waren die Anschaffung selbst, die komplette Installation, die Fußbodenheizung und Kosten für zusätzliche Wärmedämmung enthalten. Hinzu kamen noch rund 1500 Mark für Erdarbeiten. Verlegearbeiten im Wert von schätzungsweise 5000 Mark erbrachten die Schukeitis in Eigenleistung. Die im Vergleich zum Gasbrennwertkessel höheren Investitionskosten wurden durch Zuschüsse ausgeglichen: Familie Schukeitis profitierte von einem der bundesweit rund 130 Förderprogramme, mit denen vor allem die lokalen Energieversorger Bauherren und Hausbesitzer unterstützen. Als Tarifkunden der RWE Energie wurden sie im Rahmen des Programms KesS SOLAR gefördert.

Auch die öffentliche Hand fördert die Anschaffung einer Wärmepumpe im Rahmen der Wohneigentumsförderung: Acht Jahre lang können bis zu 500 Mark jährlich als Ökozulage in Anspruch genommen werden.

Die Wärmepumpe wird an das hauseigene Wärmeverteilsystem angeschlossen. Auf der Abbildung ist der Heizkreisverteiler der Warmwasser-Fußbodenheizung zu sehen, die bei den Schukeitis’ verlegt wurde.

Die Investitionskostenzuschüsse machten die Vorteile des regenerativen Heizungssystems bei den Schukeitis‘ von Anfang spürbar. Der hohe Anteil Sonnenwärme rechnet sich nämlich: Im Jahre 1997 beliefen sich die Energiekosten von Familie Schukeitis auf 2,90 Mark pro Quadratmeter Wohnfläche. Nebenkosten wie die Miete des zusätzlichen Stromzählers und die durch die Heizungsumwälzpumpe verursachten Energiekosten sind dabei bereits eingeschlossen. Bei der Kostenbetrachtung spielt der besonders günstige Strompreis zum Betrieb für Wärmepumpen eine Rolle. Dieser ist ebenfalls Teil des Förderprogramms des Energieversorgers RWE Energie.

Multitasking und Überzeugungsarbeit gefragt

Das Wärmepumpengeschäft stellt an Sanitär-, Heizungs-, Klimahandwerker neue Anforderungen: "Ich muß Heizungsmonteur, Kältetechniker, Elektroinstallateur und Kundenberater in einer Person sein", faßt Rainer Martin seine vielfältigen Aufgaben zusammen. Gern nimmt er deshalb Fortbildungsangebote der Wärmepumpenhersteller wahr. Überzeugt ist er davon, daß sich die Wärmepumpe durchsetzen wird: "Sie geht sehr sparsam mit Energie um — und das liegt im Trend. Hinzu kommt, daß die Energiekosten, die sie verursacht, in den nächsten Jahren im Verhältnis zu anderen Heizungssystemen sinken werden." Bis dahin sei allerdings Überzeugungsarbeit gefragt, selbst bei nachweislich hoher Kundenzufriedenheit. Seiner Einschätzung nach ist ein Marktanteil von zehn Prozent nötig, damit sich die Vorteile dieses Heizungssystems herumsprechen und die Wärmepumpe zum Selbstläufer wird. "Dann ist es der Anschubförderung des Bundes und der Energieversorger zu verdanken, wenn steigende Nachfrage den Stückpreis für die Anschaffung schließlich senkt."


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