IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 8/1999, Seite 78 f.


KLIMATECHNIK


Kontrollierte Wohnungslüftung: Die Technik

Frank Hildenbrand*

Eine kontrollierte Be- und Entlüftung wird heutzutage immer wichtiger. Denn zum einen muß der Wärmebedarf von Neubauten gering gehalten werden, zum anderen läßt sich eine nicht unerhebliche Menge Energie durch Wärmerückgewinnung einsparen.

Prinzip der Lüftung

Die Technik beruht im wesentlichen darauf, frische Außenluft gefiltert den Wohn- und Schlafräumen zukommen zu lassen und verbrauchte Luft aus Küche und Naßräumen (Bad, WC) aus dem Haus zu entfernen (Bild 1). Um diese Aufgabe zu erfüllen, bedient man sich einer zentralen oder dezentralen Wohnungslüftungsanlage.

Bild 1: Funktionsschema mit Leitungsverlauf einer Anlage zur kontrollierten Wohnungslüftung.

Bei einer dezentralen Wohnungslüftung werden die zu be- und entlüftenden Räume jeweils einzeln angefahren, das heißt: Eine Anlage pro Raum (mit oder ohne Wärmerückgewinnung). Wird in einem Raum nur ein Fortluftventilator installiert, muß die Außenluft über Fenster oder Durchlässigkeiten in der Gebäudehülle nachströmen und gelangt unerwärmt ins Gebäude. Durch verschiedene Arten von Wärmerückgewinnungssystemen kann die Außenluft jedoch temperiert werden. Bei dezentralen Lüftungsanlagen entfällt die Installation der Luftleitungen, dafür müssen aber mehrere Anlagen montiert werden.

Zentrale Lüftungsgeräte versorgen die zu be- und entlüftenden Räume mittels Luftkanäle. Hier überwiegen die Systeme mit Wärmerückgewinnung. Die Außenluft wird von einem Filter gereinigt und durch einen Wärmetauscher geführt, dort wird sie von der Abluft erwärmt und dann in die Zulufträume eingebracht. Die Abluft wird abgesaugt und, nachdem sie gereinigt und durch den Wärmetauscher geströmt ist, als Fortluft ins Freie befördert.

Durch diese Einrichtung können ca. 2/3 der Wärme der Abluft zur Aufheizung der Außenluft zurückgewonnen werden. Es gibt bereits Systeme, die einen Wärmerückgewinnungsgrad von bis zu 90% aufweisen (Bild 2). Unabhängig vom Wirkungsgrad führt eine Wärmerückgewinnungsanlage immer zu einer Energieeinsparung und damit zu einer Minderung der Heizkosten.

Bild 2: Zentrales Lüftungsgerät mit 90% Wärmerückgewinnung.

Projektierungshinweise

Durch die Gebäudedämmung und dem höheren Maß an Dichtheit ist ein ausreichender natürlicher Luftwechsel nicht mehr gewährleistet. Der aus hygienischer Sicht erforderliche Luftwechsel sollte im Wohnungsbau 0,8 für Zulufträume und 1,5 bis 2,0 für Ablufträume betragen.

Zur Auslegung einer Wohnungslüftungsanlage muß man den Zu- und Abluftvolumenstrom der einzelnen Räume ermitteln. Das Produkt aus Raumvolumen und Luftwechselrate ergibt die erforderliche Luftleistung des jeweiligen Raums. Nach Addition aller Zu- und Abluftmengen erhält man den Gesamtlüftungsbedarf des Gebäudes; nach diesen Werten wird das Lüftungsgerät ausgelegt. Bei geringfügig überwiegendem Abluftvolumenstrom wird durch den so entstehenden Unterdruck eine Geruchsausbreitung aus den Ablufträumen (Bad, Küche) zu anderen Räumen vermieden.

Der Gerätestandort sollte gut zugänglich sein, um Filterwechsel und eventuell anfallende Reparaturen problemlos durchführen zu können. Das Lüftungsgerät kann im Untergeschoß, im Dachspitz, im Abstellraum oder in abgehängten Decken installiert werden.

Optionen

Als Optionen werden oft Elektrofilter zur Reinigung der Luft von feinsten Partikeln eingesetzt. Dies verschafft vor allem Allergikern "besseres Durchatmen". Des weiteren gibt es je nach Geräteausführung einen Sommer-Bypass, der dazu dient, die warme Außenluft nicht noch zusätzlich über den Wärmetauscher zu erwärmen. Statt dessen strömt die Abluft am Wärmetauscher vorbei ins Freie. Nachts kann die kühle Außenluft zum Kühlen des Gebäudes genutzt werden.

Über Elektro- oder Wassernacherhitzer kann die Zuluft zusätzlich erwärmt werden (Bild 3).

Bild 3: Wassernachheizer mit Temperaturregelung.

Mit einer zentralen Luftheizung besteht die Möglichkeit des Heizens und des Lüftens. Dabei sind Wohnungslüftung mit Wärmerückgewinnung und Raumheizung über Luft in einem System integriert. Ein konventionelles Heizsystem entfällt, und die Heizleistung für die Raumerwärmung wird durch variablen Luftvolumenstrom und Temperatur geregelt. Des weiteren kann die Luft befeuchtet und gekühlt werden.

Fazit

Gebäude und Wohnungen mit geringem Wärmebedarf bieten durch ihre sehr gut gedämmte Bauweise und Dichtigkeit Schutz vor Lärm, Abgasen und Pollen. In den Gebäuden können dagegen hohe Luftfeuchtigkeit und schlechte Luftqualität gesundheitliche Beeinträchtigungen und Bauschäden verursachen. Um weder den Energiespareffekt hinaus- noch die Umweltbelastung hereinzulüften, ist eine kontrollierte Wohnungslüftung notwendig.


B i l d e r :   Schrag GmbH, Ebersbach


*) Frank Hildenbrand, Schrag GmbH, Ebersbach


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