IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 14/1998, Seite 17 ff.


VERBÄNDE AKTUELL 


Niedersachsen


Landesverbandstag 1998 in Hildesheim

Im "Berghölzchen" zu Hildesheim fand am 8. und 9. Juni 1948 die stark besuchte Obermeistertagung des Landesinnungsverbandes Niedersachsen des Klempner-, Installateur-, Kupferschmiede- und Zentralheizungsbauerhandwerks statt. Der erste Tag wurde durch den Geschäftsbericht des Geschäftsführers Dr. Seidel, Hannover, eingeleitet. Mit 2521 Betrieben, 5193 Gesellen, 2323 Lehrlingen und 777 Hilfskräften, also mit 10814 Beschäftigten insgesamt, umfaßt der Landesinnungsverband in 58 Innungen lückenlos das gesamte Klempner-, Installateur-, Kupferschmiede- und Zentralheizungsbauerhandwerk in Niedersachsen, dessen wirtschaftliche Bedeutung sich in einem Umsatz von RM 40.000.000,-, einer Lohnsumme von RM 15.000.000,- und einem Materialverbrauch von RM 12.000.000,- im Jahre 1947 widerspiegelt. Nach Auflösung der gemeinsamen Geschäftsstelle der Metallfachverbände richtete der Landesinnungsverband ab 1. Januar 1948 eine eigene Geschäftsstelle ein. Ein stark ausgebauter Rundschreibendienst, Durchführung von Obermeistertagungen in allen acht Regierungsbezirken des Verbandsgebietes, rege Teilnahme an Innungsversammlungen, intensive Tätigkeit des Vorstandes und der Fach- wie Arbeitsausschüsse dienten dem steten Bestreben der Verbandsleitung, in engster Verbindung mit den Mitgliedern möglichst betriebsnahe zu sein und zu bleiben. Der Verband ist Mitglied der bizonalen Arbeitsgemeinschaft unserer Berufe und gehört korporativ der Fachgruppe "Deliwa" im Deutschen Verein von Gas- und Wasserfachmännern an. ..."

Mit diesen Absätzen begann der Bericht der "Nordwestdeutschen Installateur- und Klempnerzeitung" über die erste Obermeistertagung des Landesinnungsverbandes Niedersachsen vor 50 Jahren in Hildesheim. Einer der Teilnehmer an dieser Veranstaltung war Ekkehard Strobel, damals wie heute ein in Niedersachsen gerngesehener Gast auf den Landesverbandstagen.

Vom 4. bis 6. Juni 1998 führte der Fachverband zum zweiten Mal in seiner 50jährigen Geschichte den Landesverbandstag im "Berghölzchen" in Hildesheim durch. Aus dem ehemaligen kleinen Restaurant oberhalb der Stadt ist inzwischen ein Hotel mit großzügigen Veranstaltungsräumen geworden, wobei der alte Kern von zwei Neubauten eingefaßt wird. Dieses Bild ist übertragbar auf den Verband: In den zurückliegenden Jahren gab es umfangreiche Veränderungen und Erweiterungen sowohl im personellen Bereich wie auch in Art und Umfang der wahrgenommenen Aufgaben, doch hat sich in allem der Kern erhalten, die enge Verbindung zu den Mitgliedsbetrieben.

Wurde der Innung Hildesheim bereits 1948 die mustergültige Vorbereitung und Durchführung der Obermeistertagung bescheinigt, bleibt festzuhalten, daß das "Festkomitee" der Innung, heute mit ihrem Obermeister Gerhard Liedtke, auch 50 Jahre später hervorragende Arbeit geleistet hat. Der erfolgreiche Verlauf der Veranstaltung ist in erster Linie das Verdienst dieser Gruppe, die in harmonischer Zusammenarbeit kein Detail außer acht gelassen hat - zu hinterfragen ist höchstens, ob bei der herrschenden etwas heiklen Wetterlage das Ausbleiben möglicher Regenfälle ebenfalls als Ergebnis ihrer gründlichen Planung angesehen werden kann.

LIM Gertjejanßen eröffnete die Mitgliederversammlung.

Vor 50 Jahren

... standen auf der ersten Obermeistertagung vor allem Probleme der Materialversorgung im Vordergrund, wurden darüber jedoch die Themen Handwerkspolitik und Aus- und Fortbildung im Handwerk nicht vergessen - Themen, die auch heute hochaktuell sind. Die Währungsreform wenige Tage nach der Veranstaltung brachte die Hoffnung, daß nach der damit verbundenen Abschaffung der "Zigarettenwährung" dem Handwerksmeister wieder eine "ehrliche Währung" zur Verfügung steht, "die wirklichen Tauschwert in diesem Betrag besitzt, und daß mit der Schaffung des neuen Geldes zugleich eine gewisse Freiheit der Wirtschaft eingetreten ist, die das von allen verwünschte, aber von allen auch notwendigerweise benutzte Kompensationssystem zum Kuckuck gejagt hat." (Norddeutsche Installateur- und Klempnerzeitung 6/48). Im gleichen Artikel wird weiter ein ebenfalls noch sehr aktuelles Problem angesprochen: "... Im Vordergrund steht die Sorge um die Liquidität, d.h. um die Beschaffung der notwendigen Barmittel, um Rohmaterialien und Hilfsmittel anzuschaffen und die fälligen Löhne zahlen zu können. Wo es möglich war, sich durch gesteigerte Umsätze die erforderlichen Betriebsmittel zu beschaffen, ist das die beste Lösung, denn Kredite, die bei der Bank zu haben sind in bestimmten Grenzen, sind teuer, und der Rechenstift hat bereits mit seiner Arbeit begonnen. Man wird von selbst darauf kommen, daß laufende Umsätze und Lieferungen nunmehr prompt bezahlt werden müssen, und daß man Borg- und Pumpgeschäfte erst gar nicht einreißen läßt. Sie sind ganz und gar unzeitgemäß und unmöglich, weil der eigene Lieferant ja auch Zug um Zug bedient sein will. ..."

An der Spitze des Verbandes: GF P. Neteler, LIM K.-F. Gertjejanßen, F. Budde (stv. LIM), R. Möhle und W. Heitmöller (v.l.n.r.).

Der Landesverbandstag 1998

... wurde ganz bewußt trotz des Jubiläums im üblichen Rahmen durchgeführt. Eine aufwendige, kostenträchtige "Geburtstagsfeier" wollte man sich nicht leisten - der Trend in Niedersachsen geht nach wie vor dahin, die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel nicht zur uneffektiven Selbstdarstellung zu verwenden, sondern in Leistungen umzusetzen, die jedem einzelnen Mitgliedsbetrieb zugute kommen und dessen Wettbewerbsvorteil gegenüber nichtorganisierten Betrieben ausbauen.

Wie in den Vorjahren fanden sich auch in diesem Jahr in erster Linie Großhändler und Hersteller, die ihre enge Verbundenheit zu unseren Handwerken dadurch unterstrichen, daß sie sich als Sponsoren finanziell an der Veranstaltung beteiligten. Ihnen sei auch an dieser Stelle noch einmal herzlich gedankt, da nicht zuletzt durch ihre Unterstützung die Durchführung des Verbandstages, der sich finanziell selbst tragen muß, erst ermöglicht wird.

Der Verbandstag begann am Donnerstag mit der Vorstandssitzung und der Aussprache zwischen Obermeistern und Vorstand, bevor sich am Abend die bereits angereisten Teilnehmer zum angeregten Gedankenaustausch bei Speis und Trank zusammenfanden. Der Freitag stand im Zeichen der öffentlichen Ausschußsitzungen, über die gesondert berichtet wird. Abends fand der traditionelle Festball statt, zu dem neben örtlicher Prominenz der Landesinnungsmeister von Bremen, Karl Schlüter sowie aus Hamburg Landesinnungsmeister Wilfried Sander mit den Geschäftsführern Dieter Hüsing und Harald Koch begrüßt werden konnten. Die Innung Hildesheim hatte als besonderes Bonbon Kerstin Wiecher engagiert, eine attraktive und äußerst temperamentvolle Sängerin aus Schwerin, die die Teilnehmer in die Welt der Musicals entführte.

Trotz der wenigen Stunden Schlaf nach Tanz und Unterhaltung, fanden sich am Samstagvormittag (fast) alle männlichen Verbandstagsteilnehmer zur Mitgliederversammlung ein, um ihre Aufgaben als Delegierte der Innungen wahrzunehmen.

Trotz der kurzen Nacht füllten sich die Reihen. Erste Reihe v.r.: die Ehrenmitglieder Dr. Augustin mit Frau sowie H.-D. Kolschtzky.

Mitgliederversammlung

Die Tagesordnung der diesjährigen Mitgliederversammlung konnte erfreulich rasch abgehandelt werden, da weder Wahlen abgehalten noch andere umfangreiche Themen durchgesprochen werden mußten. Letzteres ist darauf zurückzuführen, daß die seit einigen Jahren übliche Aussprache zwischen Obermeistern und Vorstand am Donnerstag Gelegenheit bietet, strittige Punkte oder Probleme vorab anzusprechen.

Nach der Begrüßung und der Vorstellung der seit dem letzten Verbandstag neugewählten Obermeister - Ingo Stolte (Innung Bad Pyrmont) und Dieter Junge (Innung Wittingen) - folgten die Grußworte der Ehrengäste. Außer der Landrätin, Ingrid Baule und dem Präsidenten der Handwerkskammer Hildesheim, Theodor Striegan, sprach die Bürgermeisterin der Stadt Hildesheim, Elisabeth Conrady, die gleich am Anfang darauf hinwies, daß sie selbst ihren Berufsweg im Sanitärhandwerk begonnen habe.

Der Geschäftsbericht lag wie üblich allen Teilnehmern bereits vor dem Verbandstag schriftlich vor und brauchte deshalb nicht vorgetragen zu werden. Landesinnungsmeister Karl-Fritz Gertjejanßen sprach darüber hinaus einige weitere Punkte an, die den Verband zur Zeit beschäftigen. So wies er auf den Stand der Umbauarbeiten im Verbandsgebäude in Laatzen hin, wo im Keller derzeit neue Sitzungsräume fertiggestellt werden, um außer den regelmäßigen Vorstands- und Ausschußsitzungen z.B. auch Seminare in kleinerem Umfang durchführen zu können.

Staatssekretär Dr. Alfred Tacke: "Was haben wir in Niedersachsen in den letzten vier Jahren konkret im Bereich Mittelstand getan?"

Wie zuvor bereits angesprochen, soll die Arbeit des Verbandes zugunsten der Mitglieder weiter intensiviert werden. Dazu gehört eine teilweise Umstrukturierung innerhalb der Geschäftsstelle mit der Schaffung des neuen Referates für Öffentlichkeitsarbeit, worauf bereits in den Verbands-Mitteilungen hingewiesen wurde.

Aber auch die Arbeit des Ehrenamtes soll effektiver gestaltet werden. So bietet sich die Schaffung eines Obermeistertages an, um den Erfahrungsaustausch zwischen den einzelnen Innungen zu fördern. Erfolgreiche Programme einzelner Innungen, z.B. im Bereich der Bekämpfung der Schwarzarbeit und der Werbung und dauerhafter Bindung neuer Mitglieder, können so von anderen übernommen werden, ohne das Rad in jedem Fall zweimal erfinden zu müssen.

Ein weiterer Aspekt ist die Einbeziehung junger Betriebsinhaber in die Innungs- und Verbandsarbeit. Da es hierfür bereits einige erfolgreiche Modelle in anderen Bereichen gibt, wird sich der Verband mit den jeweiligen Organisationen in Verbindung setzen, um sich über die Einzelheiten zu informieren und ein auf unsere Belange zugeschnittenes Modell zu erarbeiten.

Nach weiteren Regularien wurde auf den Verbandstag 1999 hingewiesen, der in der Zeit vom 10. bis 12. Juni in Osnabrück stattfinden wird.

Landesinnungsmeister Gertjejanßen begrüßte sodann Staatssekretär Dr. Alfred Tacke vom Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Technologie und Verkehr, der Gedanken vor allem zur Mittelstandspolitik der Niedersächsischen Landesregierung vortrug.

Die Mannschaft der Geschäftsstelle: Franz Kiehslich, Gudrun Wiegand, Horst Bunk, Frank Neugebauer, Stephanie Scheulenburg, Regina Müller, Ulrike Müller, Peter Fritsche (v.l.n.r.).

Moderne Wirtschaftspolitik

Dr. Tacke nahm zunächst Stellung zur Bedeutung des Mittelstandes:

"Fast 80 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Niedersachsen sind in Betrieben mit weniger als 500 Arbeitnehmern tätig. Die Beschäftigungszuwächse in Niedersachsen sind seit Beginn der 90er Jahre nahezu ausschließlich auf Zuwächse in Betrieben mit 5 bis 200 Beschäftigten zurückzuführen.

Des weiteren sind die Ausbildungsleistungen der mittelständischen Betriebe hervorzuheben, wobei die über dem Bundesdurchschnitt liegenden Ausbildungsleistungen des Handwerks (Zuwachs von 1,9 Prozent) besondere Würdigung verdienen."

Auf die selbstgestellte Frage "Was sind die Kernelemente einer mittelstandsfreundlichen Politik?" gab er folgende Antwort:

"An erster Stelle steht die Senkung der Lohnzusatzkosten, da mittelständische Firmen (insbesondere Handwerksbetriebe) einen besonders hohen Anteil an Arbeitskosten haben und eine Entlastung des Faktors Arbeit diesen Betrieben vorrangig zugute kommt. Es war deshalb im Interesse des Mittelstandes zwingend geboten, die zur Diskussion stehende Anhebung der Rentenbeiträge auf 21 Prozent zu vermeiden, da diese den Mittelstand wesentlich stärker betroffen hätte als die kapitalintensivere Großindustrie. Was die als Gegenfinanzierung erforderliche Anhebung der Mehrwertsteuer um 1 Prozentpunkt angeht, ist darauf hinzuweisen, daß man sich für den Handwerksbereich reduzierte Mehrwertsteuersätze vorstellen könnte und in dieser Frage ein Expertenkreis eingesetzt wurde, der die steuerrechtlichen und europapolitischen Möglichkeiten prüft.

Zur Dauerforderung der Wirtschaft nach einer Unternehmenssteuerreform möchte ich hervorheben, daß erste Schritte durch Abschaffung der Gewerbekapitalsteuer sowie der Vermögenssteuer bereits getan worden sind und deutlich machen, daß es für sinnvoll gehalten wird, wenn in einem zweiten Schritt die nominalen Steuersätze den realen Steuersätzen angepaßt würden, da hiermit erhebliche psychologische Entlastungseffekte und möglicherweise auch Anreize für ausländische Investoren verbunden sind.

Die Innovationsgeschwindigkeit muß erhöht und es muß noch mehr als bisher getan werden, damit der Technologietransfer sich nicht auf größere Unternehmen beschränkt, sondern auch kleinere und mittlere Betriebe erfaßt. Die Hochschulen müssen erkennen, daß Hauptträger der Wirtschaftskraft in unserem Land nicht die Großindustrie ist, sondern kleinere und mittlere Betriebe sind. Diesen muß der Zugang zu Forschungsergebnissen der Hochschulen erleichtert, und gegenseitige Berührungsängste müssen abgebaut werden.

Reiner Möhle erörtete u.a. die wirtschaftliche Situation des vergangenen Jahres.

Der Abbau der Bürokratie muß weiter vorangebracht werden, zumal Auflagen und Verordnungen kleinere Betriebe wesentlich höher belasten als Großunternehmen. Niedersachsen hat als erstes Bundesland vor, die Doppelzuständigkeiten und Doppelkontrollen von Gewerbeaufsichtsämtern und Berufsgenossenschaften bei der Umsetzung von Arbeits- und Gesundheitsschutzmaßnahmen zu beseitigen. Wir stehen derzeit mit dem Hauptverband der Gewerblichen Berufsgenossenschaften im Gespräch, um einen Vertrag abzuschließen, wonach Aufgaben des Arbeitsschutzes und der Gesundheit in Zukunft von den Berufsgenossenschaften wahrgenommen werden und Doppelzuständigkeiten entfallen."

Als Vertreter der Niedersächsischen Landesregierung wies er schließlich darauf hin, was in Niedersachsen in den letzten vier Jahren konkret im Bereich Mittelstandspolitik getan wurde. Dazu zeigte er folgende Beispiele auf:

"Zwecks Stärkung der Ausbildungsbereitschaft in den Betrieben haben wir als einziges Bundesland den 2. Berufsschultag im zweiten und dritten Ausbildungsjahr abgeschafft und dadurch die Anwesenheitszeiten in den Betrieben um rund 20 Tage erhöht.

Im Bereich der Nachwuchsförderung haben wir über den Bundesrat eine Initiative eingebracht, das vom Bund gestrichene Meister-Bafög wieder einzuführen. Nach langwierigen Verhandlungen ist erreicht worden, daß ein zwar nicht optimales, aber doch zufriedenstellendes Gesetz zur Förderung der beruflichen Aufstiegsfortbildung eingeführt worden ist, und angehende Handwerksmeister bei der Lehrgangsfinanzierung und ggf. auch beim Lebensunterhalt unterstützt werden. Dem Wunsch der Handwerkskammern, Anträge zum Meister-Bafög fristwahrend entgegennehmen und bearbeiten zu können, ist inzwischen von der Landesregierung entsprochen worden. Die diesbezügliche Kabinettsvorlage wurde vor wenigen Wochen verabschiedet.

Zur Förderung von Unternehmerfrauen im Handwerk und Handel hat Niedersachsen (auch dies ist bundesweit einmalig) bei der Landesgewerbeförderungsstelle einen Pool als Anlaufstelle für diese Frauen eingerichtet, der die berufliche Qualifikation und Fortbildung von Unternehmerfrauen koordinieren und voranbringen soll.

Zur Stärkung der Risikokapitalfinanzierung junger Unternehmen hat Niedersachsen über den Bundesrat eine Initiative zur Verbesserung der Risikokapitalausstattung eingebracht, die im Bundesrat auf breite Zustimmung gestoßen und deren konkrete Vorschläge Eingang in das Jahressteuergesetz 1997 gefunden haben. Darüber hinaus beteiligt sich Niedersachsen über die mittelständische Beteiligungsgesellschaft (MBG) an innovativen Handwerks- und Mittelstandsbetrieben.

Wichtigstes Förderinstrument für die mittelständischen Betriebe in Niedersachsen war und ist das Landesdarlehensprogramm, für das im vergangenen Jahr rund 80 Mio. DM zur Verfügung gestellt worden sind. Dieses Landesdarlehensprogramm ist inzwischen auch für Existenzgründer geöffnet worden. Hervorzuheben ist daneben das überaus erfolgreiche Existenzgründerinnenprogramm, mit dem seit Einführung des Programms 1900 Gründerinnen mit Darlehen in einer Höhe von insgesamt 67 Mio. DM gefördert worden sind."

Zum Abschluß der Mitgliederversammlung stellte der Landesinnungsmeister allen Teilnehmern die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Geschäftsstelle mit ihren (teilweise geänderten) Aufgabengebieten vor und dankte ihnen für die geleistete Arbeit.

Wie die Zeit vergeht! Gerhard Liedtke als junger Geselle und als charmanter Vertreter der gastgebenden Innung (mit der Sängerin Kerstin Wieder).

Betriebswirtschaftlicher Ausschuß

Nach der Begrüßung der zahlreichen Zuhörerschaft kam der Vorsitzende des Ausschusses für Betriebswirtschaft des Fachverbandes SHK Niedersachsen, Reiner Möhle, Osnabrück, zunächst auf die wirtschaftliche Situation des vergangenen Jahres zu sprechen.

Aufgrund der bisher vorliegenden Daten des Betriebsvergleiches 1997 steht ein betriebswirtschaftliches Jahr von mageren +0,19% zu Buche. 1996 waren es noch +1,7% und 1995 +2,7%. In einer Zeit, in der Großunternehmen Rekordergebnisse erzielt haben, ist die SHK-Branche nicht in der Lage, die ohnehin schon geringen Ergebnisse zu halten, obwohl sie ihren Kunden beste Leistung auf höchstem Niveau bietet.

"Was machen wir falsch?" war seine Frage an die anwesenden Unternehmer. Sind die Partner, und hier besonders die Großhändler, die richtigen? Diese Frage muß man sich stellen, wenn man sich an die konzertierte Aktion des Großhandels vom Dezember 1997 erinnert. Mit einer lapidaren Postkarte erhöhten damals fast gleichzeitig die Großhändler die Preise um 3,6%. In Gesprächen von offiziellen Vertretern des Fachverbandes mit verschiedenen Großhändlern wurde diesen unmißverständlich klargemacht, daß man so mit seinen Partnern, den Fachbetrieben, nicht umspringen kann.

Möhle wies in diesem Zusammenhang auf das generelle Problem der Kontrolle der Preisänderungen hin. Es ist schlicht unmöglich, diese Kontrollen bei Artikelstämmen von 100.000 oder sogar mehr mit einem vertretbaren Zeitaufwand durchzuführen. Hinzu kommt, daß diese Preisänderungen mehrmals im Jahr vorgenommen werden. Um hier aktiv als echter Einkäufer dem Großhandel gegenübertreten zu können, bietet sich nach Möhles Meinung die Einrichtung eigener Artikelstämme mit der Möglichkeit langfristiger Preisvereinbarungen für diese ausgewählten Artikel an.

Die Entscheidung von Thyssen Schulte, sich aus der "Bäderwelt" zurückzuziehen und sich wieder auf das eigentliche Kerngeschäft als Großhändler zu konzentrieren, hat nach Ansicht des Referenten dafür gesorgt, daß Planungen anderer Großhändler in der Schublade verschwunden sind. Thyssen Schulte hatte offensichtlich sowohl die Reaktion der Marktpartner als auch den Erfolg der "Bäderwelt" falsch eingeschätzt.

Große Bedeutung für wirtschaftlichen Erfolg kommt laut Möhle der Verbesserung des betrieblichen Rechnungswesens zu. Vielen Betrieben fehle der Überblick über die eigene wirtschaftliche Situation. Die Bereitschaft, sich hierbei des betriebswirtschaftlichen Beratungsangebots des Fachverbandes zu bedienen, scheint nicht sehr ausgeprägt und häufig nicht bekannt zu sein. Er forderte die Anwesenden auf, sich an den Betriebsvergleichen zu beteiligen, das Beratungsangebot des Fachverbandes in Anspruch zu nehmen und in den Innungen bekannt zu machen.

Seit Jahren fordert Möhle eine Verbesserung des Images der SHK-Handwerksunternehmen. Diese Unternehmen bieten Qualitätsarbeit auf hohem technischen Niveau zu einem günstigen Preis. Sie bieten eine qualifizierte Berufsausbildung, gute Berufsaussichten und attraktive Arbeitsplätze. Insofern muß das in der Öffentlichkeit vorherrschende Bild korrigiert werden. Dann wird es auch gelingen, besseren Nachwuchs für SHK-Unternehmen zu gewinnen. Der Kreislauf

=> bessere Mitarbeiter => besseres Image => bessere Preise => bessere Mitarbeiter
wird in Gang gesetzt.

Dauerhaft gute Renditen sind nach Möhles Überzeugung nur in Unternehmen mit motivierten Mitarbeitern realisierbar. Motivation ist ein wesentlicher, wenn nicht sogar der wesentliche Schlüssel zum Erfolg. Mit diesen Worten leitete er über zum Vortrag von Gerhard Johann.

Gerhard Johann beschrieb erfolgreichen Führungsstil.

"Mut macht’s möglich"

Nur motivierte Mitarbeiter sichern den Unternehmenserfolg

Gerhard Johann ist Geschäftsführer der motiVision Gerhard Johann GmbH in Saarbrücken. Er ist als Berater und Trainer u.a. auch für Hersteller, Großhändler und Handwerksunternehmen der Sanitärbranche tätig. Zunächst ging der Referent auf die von ihm erwarteten zukünftigen Veränderungen in der Gesellschaft ein. Er geht davon aus, daß sich durch die gesellschaftlichen Veränderungen auch die Anforderungen an die Personalführung ebenfalls verändern werden. Der sich vollziehende Wertewandel in der Gesellschaft läßt traditionelle Werte zunehmend in den Hintergrund treten. Die Menschen verfügen aufgrund moderner Datentechnik über mehr Information in erheblich kürzerer Zeit. Der nahende Jahrtausendwechsel läßt die Menschen unruhig werden, es herrscht allgemeine Aufbruchstimmung.

Hiervon betroffen ist auch die SHK-Branche. Der traditionelle dreistufige Vertriebsweg wird in Frage gestellt, das traditionelle SHK-Handwerk erfährt Veränderungen in den Berufs- und Ausbildungsstrukturen. Andere, branchenfremde Handwerker und Händler drängen in den Markt, weil gerade dieser noch gute Renditen verspricht. Diese Entwicklung kann man zwar bedauern, aber die alten Zeiten kommen nicht wieder zurück. In einer Zeit des Wandels sollte man sich dem neuen Trend nicht verschließen, sondern versuchen, sich der veränderten Situation anzupassen und erfolgreich zu sein. Wie anders ist es Unternehmen möglich, trotz wirtschaftlicher Rezession gute Ergebnisse zu erzielen? Wer Veränderungen in seinem Unternehmen durchsetzen will, benötigt gute Konzepte, den Mut, diese auch tatsächlich umzusetzen und motivierte Mitarbeiter, die diese Konzeption tragen.

Die zentrale Frage der Zukunft lautet: "Wie motiviere ich Mitarbeiter?" Untersuchungen belegen: Mit Geld kann man dauerhafte Motivation nicht kaufen. Motiviert ist ein Mitarbeiter, der sich mit der Zielsetzung seines Unternehmens identifizieren kann. Das kann er nur, wenn er sie kennt. Der Unternehmer muß folglich erst einmal eine Zielsetzung haben, um diese und den Weg zu diesem Ziel seinen Mitarbeitern deutlich machen zu können. Er muß auch bereit sein, sich selbst in dieses Zielsystem mit einzubeziehen. Mit einem autoritären Führungsstil ist dieses heute nicht mehr zu verwirklichen. Die Führungsposition des Chefs ergibt sich ausschließlich aus seiner Vorbildfunktion, aus Kompetenz und seiner Persönlichkeit. Führen durch Vorbildfunktion, an dem sich die Mitarbeiter orientieren können. Ein solcher Führungsstil stellt höhere Anforderungen an die Führungsqualitäten des Chefs, garantiert dafür aber auch dauerhaften Erfolg.

Dauerhafte Motivation der Mitarbeiter und des Chefs ist ausschließlich über Eigensteuerung zu erreichen. Da der Mensch nur das ist was er will, muß sein Wollen mit den Unternehmenszielen in Übereinstimmung gebracht werden. Gelingt dieses nicht, so wird sich dieser Konflikt negativ auf die Leistungsbereitschaft auswirken. Aufgabe einer Führungsperson ist es, gemeinsame Zielvereinbarungen mit den Mitarbeitern zu treffen, konkrete Maßnahmen zur Zielerreichung festzulegen und die Einhaltung dieser zu kontrollieren. Weiterhin sollte diese Führungsperson in der Lage sein, Menschen entsprechend ihren Möglichkeiten zu fördern und durch Vereinbarungen quantitativer und qualitativer Ziele zu fordern.

Schließlich stellt sich die Frage: "Wie bringe ich einen Menschen dazu, die vereinbarten Ziele zu seinen eigenen Zielen zu machen?" Er soll sich mit den Unternehmenszielen identifizieren. Einsicht oder sogar die Angst vor Sanktionen sind Maßnahmen die lediglich kurzfristige Erfolge zeigen. Nachhaltiges zielgerichtetes Verhalten wird sich nur erreichen lassen, wenn hiermit für ihn ein Gewinn verbunden ist. Ein moderner Führungsstil ist darauf bedacht, stets eine Gewinner-Gewinner-Situation herzustellen. Dieser Gewinn ist in den meisten Fällen nicht "mehr Geld", sondern in erster Linie Anerkennung für gute Leistung. Der Mensch will gut sein, er möchte Anerkennung.

Ein erfolgreicher Führungsstil baut auf festgelegten Spielregeln auf. Im Unternehmen Johanns sind diese:

- Jeder hat den Raum um sich zu entwickeln

- Wir spielen das Gewinner-Gewinner-Spiel

- Unstimmigkeiten werden so schnell wie möglich geklärt

- Wir reden offen und fair miteinander

- Wir lassen ausreden und hören wirklich zu

- Wir respektieren den anderen in seiner Persönlichkeit

- Wir wollen Spaß haben

Wer als Unternehmer weiterhin erfolgreich arbeiten will, darf nicht an alten Strukturen kleben. Nur wer Änderungen wirklich durchführen will, nicht muß, wird sich auf veränderte Marktsituationen umstellen können und weiterhin erfolgreich sein.   (Fortsetzung folgt)


Landesinnungsmeister:

ab 1946 Theodor Schnorr

ab 1949 Wilhelm Hagemann

ab 1968 Karl Warmbold

ab 1979 Werner Zacharias

ab 1979 Hans Boos

ab 1988 Klaus D. Maring

seit 1997 Karl-Fritz Gertjejanßen


Geschäftsstelle des Verbandes:

Geschäftsführung:

RA Peter Neteler

Sekretariat:
bis Ende August 1998:


Regina Müller

ab September 1998:

Ulrike Müller

Betriebswirtschaft:

Franz Kiehslich (stv. GF) staatl. gepr. Betriebswirt

Sekretariat und Vertrieb Werbemat.:

Gudrun Wiegand

Berufsbildung:

Dipl.-Päd. Horst Bunk

Sekretariat:
bis Ende August 1998:


Ulrike Müller

ab September 1998:

Bettina Weidemann

Öffentlichkeitsarbeit:

Regina Müller

Technik
Heizung:


Dipl.-Ing. Peter Fritsche

Sanitär:

Frank Neugebauer staatl. gepr. Techniker

Sekretariat:

Stephanie Scheulenburg

 


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