IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 8/1996, Seite 30 ff.


MESSE


Intherm '96

Klima Süd '96

Brenner- und Kesselindustrie setzt auf Umweltschutz

Die Industrie hat auf der 24. Internationalen Fachmesse für Feuerungs-, Heiz- und Klimatechnik, Intherm '96, und auf der Fachausstellung für die Klima- und Lüftungstechnik, Klima Süd '96, mit ihren Neuentwicklungen, Innovationen und Produktmodifikationen bewiesen, daß Kundenfreundlichkeit und Umweltschutz auch in Zukunft Priorität haben.

550 Aussteller aus 16 Ländern gaben vom 19. bis 23. März in Stuttgart Antworten auf Fragen aus der Heizungs-, Feuerungs- und der Klima- und Lüftungstechnik und präsentierten ihr bewährtes wie ihr neues Programm von Anlagenkomponenten. Die Ausstellung machte die Intherm und die Klima Süd auch 1996 zu einem wichtigen Informationszentrum für Industrie, Planer und Handwerk und bot ihnen die Plattform für intensive Gespräche. Sieben Schwerpunkte waren auf der Heizungsseite auszumachen:

Feuerungstechnik

Besonders waren die Bemühungen der Brennerhersteller zu erkennen, zum einen schadstoffarm Gas und Öl zu verbrennen und zum anderen auf dem Ölsektor modulierende (dem jeweiligen Wärmebedarf angepaßte) und/oder mehrstufige Brenner vorzustellen. Es gibt bereits einige Anbieter, die ihre Entwicklungen aus den Labors herausgenommen haben und sie in Feldtests einer harten Prüfung unterziehen. Hier wird es im Laufe der nächsten Zeit noch einiges zu berichten geben, denn das, was heute noch als zukunftsweisend gilt, ist morgen schon Stand der Technik.

Wärmeerzeuger

Ähnliches gilt auch für die Kessel. Eindeutig ist der Trend zur Niedertemperaturheizung zu erkennen in Form von bodenstehenden wie insbesondere wandhängenden Brennwertgeräten. Feuerungs- und Heiztechnik müssen mit wirtschaftlichen und organisatorischen Forderungen schon bei der Planung und nicht erst bei der Installation und Betrieb in Einklang gebracht werden. Betriebssicherheit und lange Lebensdauer sind ebenso wichtig wie Energiekosten und Umweltschutzbelange.

Ein Zeichen für Umweltschutz im Heizungshandwerk: Saubere Rauchgase sollen durch glänzende Schornsteine strömen.

Heizsystemtechnik

Damit sind nicht die Einzellösungen einer Heizungsanlage gemeint, sondern aufeinander abgestimmte Einzelkomponenten, zusammengeführt zu einem System, wie schon unter "Wärmeerzeuger" angesprochen. Zu den Systemlösungen gehören beispielsweise units (Kessel, Brenner, Regelung) oder Wärmeverteilung mit Wärmeabgabe mittels Rohrleitungen, Heizkörper und Raumtemperaturregler.

Die Zeit des Gliederheizkörpers ist vorbei. Modern sind nun Fußbodenheizung, Wandheizung und Designheizkörper - und Argumente gibt es für jede Alternative. Auf der Messe waren Vertreter aller Beheizungsrichtungen zugegen, so daß der Fachbesucher eingehend mit ihnen diskutieren konnte. Wenn er denn wollte, nahm er die Ergebnisse daraus mit in seinen Betrieb und setzte sie beim Kundengespräch in einen Verkaufserfolg um.

Messen, Steuern, Regeln

Neue Lösungen bei der Brennersteuerung, der Kesselregelung oder der Gebäudeleittechnik sowie die systematische Anwendung der Mikroprozessortechnik - beispielsweise in der Fernüberwachung und -bedienung von Heizungsanlagen - waren zentrale Themen, über die sich der Besucher intensiv informieren konnte.

 58200 Besucher kamen zum Branchentreff des Südens nach Stuttgart . . .

Alternative Energien, Umwelttechnik

Weiterer Ausbau der Nutzung von Solarenergie, Wärmerückgewinnung aus Abwässern und Wärmetauscher sind die Bereiche, deren Bedeutung zukünftig wächst. Vor allem die Solarenergie erlebt vor dem Hintergrund neuer Schadstoffverordnungen einen Aufschwung. Mit einem eigenen Hallenbereich trug die Intherm ´96 dieser Entwicklung Rechnung. Den neuesten Stand der Technik dokumentierte eine Sonderschau des Freiburger Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE). Sie befaßte sich mit energieoptimalem Bauen und thermischer Solarenergienutzung. Das ISE beschäftigt sich weiterhin mit dem Einsatz von Wasserstoff als Energieträger für den Hausbrandbereich. In Zusammenarbeit mit einem großen Brenner-/Kesselhersteller hat es einen katalytischen Brenner entwickelt, der Wasserstoff bei niedrigen Temperaturen verbrennt und so die Bildung von Stickoxiden nahezu vollständig unterdrückt. Marktreif allerdings ist diese zukunftsweisende Verbrennungstechnik noch nicht.

Kachelöfen, Kamine

Als Ergänzung moderner Heiztechnik sind Kachelöfen weiterhin bei den Endverbrauchern gefragt. Und Schornsteinsanierungssysteme sind besonders dann für den Heizungsbauer interessant, wenn er einen alten "Veteranen" gegen einen in seiner Leistung kleiner dimensionierten modernen Niedertemperaturkessel austauscht. Hierzu boten die Aussteller die passenden Lösungen.

. . . trotzdem fand sich Zeit für intensive Gespräche zwischen Aussteller und Publikum. (Wäre ja auch schade, wenn´s nicht so gewesen wäre.)

Organisation, Service

Büro- und Arbeitsorganisation, Lagertechnik und Logistik, Dienstleistung und Marketing gewinnen als Randbereiche unternehmerischen Handelns immer mehr an Bedeutung. Und deshalb stellten etliche Aussteller als Partner des Handwerks ihre Vorschläge zur Verbesserung der Betriebs- und Arbeitsorganisation sowie zur Kundenbindung und -gewinnung vor.

Mit Wickelfalzrohr stimmten die Messeverantwortlichen die Gäste gleich in der Eingangshalle auf die zeitgleich stattfindende Klima Süd ein.

Klima Süd '96

Auch 1996 zeigte sich die Fachausstellung für Lüftungs- und Klimatechnik als Kommunikationszentrum im Süden. Nach 1994 informierte die Leistungsshow, zum zweiten Mal zeitgleich mit der Intherm, neue Techniken und innovative Produkte für den Klima- und Lüftungsmarkt. Die Sonderschau "Kühldecken" zeigte auf rund 250 m2 Fläche den Stand der Technik und verdeutlichte damit den Trend zur "stillen Kühlung".

Schottische Sparsamkeit einmal anderes: Gemeint war der geringe Gasverbrauch eines auf der Messe vorgestellten neuen Brennwertgerätes.

Die seit einigen Jahren zu beobachtende Tendenz der Einsparung an Transportenergie und der ständig steigende Wirkungsgrad bei Wärmerückgewinnungssystemen sind nur zwei Beispiele für die Anstrengungen der Industrie nach immer besseren Lüftungskomponenten. Und bei der FCKW-freien Kühlung zeigt die Klimatechnik ihre Kompetenz in Sachen Umweltschutz und setzt auf alternative Kühlsysteme, z.B. sorptionsgestützte Luftbehandlung/DEC-Systeme.

Ruck-Zuck-Montage der Speicherwärmedämmung. Schnappverschlußtechnik macht es möglich.

 

Intherm-/Klima Süd-Foren

Ergänzt wurde das Ausstellungsprogramm durch zahlreiche Veranstaltungen, den messebegleitenden Intherm- und Klima Süd-Foren. Sie boten Tips und Thesen zu aktuellen Fragen der Branche. An vier Messetagen berichteten Fachleute aus Wissenschaft und Industrie den mehr als 2400 Interessierten über Erfahrungen und möglichen Entwicklungstendenzen in der Heizungs- und Lüftungs-/Klimatechnik. Und dies waren die Veranstaltungen, an denen jeder Messebesucher kostenlos teilnehmen konnte:

Nicht zu übersehen ist das Streben einiger Sanitärartikelanbieter, auf der Stuttgarter Heizungs- und Lüftungsmesse Fuß zu fassen.

Fazit

Am Ende der Intherm und Klima Süd zählten die Messeveranstalter 58200 Besucher. Damit knüpfte die Fachmesse an das Ergebnis von 1994 an. Nahezu 15% der Fachbesucher kamen aus dem Ausland, vor allem aus den Nachbarländern Schweiz und Österreich. Die Aussteller zeigten sich mit dem Verlauf der Messe zufrieden.

Das Schaufenster des Marktes setzte sowohl technische wie konjunkturelle Signale und verdeutlichte einmal mehr das Interesse aller Beteiligten - den Ausstellern und den Besuchern - an neueste energiesparende und umweltschonende Systeme. Die Stuttgarter Messe ermöglichte den Anwendern und Planern die direkte Kommunikation mit den wichtigsten Industrie-, Dienstleistungs- und Vertriebspartnern.


MINOL Messtechnik - Umsatzzuwachs für 1996 erwartet

1995

Das Geschäftsjahr schloß die Unternehmensgruppe Minol-Brunata mit Sitz in Leinfelden-Echterdingen entsprechend den Erwartungen der Geschäftsleitung ab: Der Gruppenumsatz wurde um 13,1% auf 95 Mio. DM gesteigert. Für das Unternehmen entwickelte sich besonders erfreulich das Gerätedienstleistungsgeschäft. Inzwischen trägt die Vermietung und Garantiewartung von Erfassungsgeräten mit 14,7% zum Gruppenumsatz bei. Im Vorjahr betrug er noch 13%. Diese steigende Tendenz wird auch zukünftig erwartet. Zur Zeit werden durch Minol Messtechnik bundesweit etwa 1 Mio. Nutzeinheiten und 6,5 Mio. Erfassungsgeräte im Wärmedienst betreut.

1996

Trotz stagnierender oder rückläufiger Konjunktur im Wohnungsbau rechnet Minol mit einer weiteren Umsatzsteigerung von etwa 12% auf über 105 Mio. DM. Getragen werden soll diese Entwicklung durch die Sonderkonjunktur in den neuen Ländern (Nachrüstpflicht von Verbrauchserfassungsgeräten aller fernwärmebetriebenen Abnehmer), den verstärkten Auslandsaktivitäten und der erforderlichen Nachrüstung von Kaltwasserzählern in bestehenden Gebäuden. Darüber hinaus werden zunehmend ofenbeheizte Gebäude saniert und auf Zentralheizungssysteme umgestellt.

In den Altländern rechnet das Unternehmen mit einer Konsolidierung im Neubaugeschäft.

Auslandsaktivität

Die Märkte in Osteuropa und den EU-Staaten gestalten sich für Minol äußerst attraktiv. Hier soll der Umsatz nach + 89% in 1995 um weitere 100% auf rund 8 Mio. DM gesteigert werden.

In Polen hat Minol sämtliche Anteile der dort als Marktführer geltenden Firma STEIN-POL übernommen. Aufgrund des hohen Bekanntheitsgrades wird die Tochtergesellschaft zunächst unter der alten Firmierung weitergeführt.

Firmenumstrukturierung

Im letzten Jahr wurden die beiden Firmen Minol Messtechnik W. Lehmann GmbH mit ihrer Schwestergesellschaft Brunata Wärmemesser Werner Lehmann GmbH & Co zusammengelegt und tritt künftig nur noch als Minol Messtechnik im Markt auf. Aufgrund des hohen Bekanntheitsgrades bleibt im Südwesten weiterhin die Marke Minol-Brunata bestehen.

Minol Messtechnik

Das Unternehmen ist Hersteller von Wärme- und Wassermeßgeräten und entwickelt und produziert folgende Geräte:

nach dem Verdunstungsprinzip und elektronische Geräte mit Stichtagsablesung und Funkübertragung.

Im Dienstleistungspaket finden sich folgende Leistungen:

Ein Zeichen für Umweltschutz im Heizungshandwerk: Saubere Rauchgase sollen durch glänzende Schornsteine strömen.


Gedämpfter Optimismus

Umsatzrückgänge mußte manches Unternehmen der Heizungsbranche im zurückliegenden Jahr hinnehmen und für das laufende Jahr sieht es allgemein nicht viel besser aus. Rätselraten: Liegt es an der rückläufigen Baukonjunktur oder am stagnierenden Modernisierungsmarkt? Eine Lösung muß her und das recht bald, so viele Stimmen der Verantwortlichen auf der diesjährigen Intherm in Stuttgart.

Auch Dr. Martin Vießmann, Geschäftsführender Gesellschafter der Viessmann Werke, Allendorf, äußerte sich auf einer Pressekonferenz am 20. März während der Intherm zu den kurzfristigen Aussichten in der Branche sehr verhalten. Erst im vergangenem Jahr hat das Unternehmen Viessmann selbst Umsatzeinbußen von ca. 5% hinnehmen müssen (von 1,8 Mrd. DM 1994 auf 1,7 Mrd. DM in 1995). Der Exportanteil an diesem Umsatz betrug 25%.

Dr. Vießmann ist zuversichtlich, mittelfristig gesehen, wieder einen "Silberstreifen am Horizont" erkennen zu können. Hier trage seiner Meinung nach die "Raumordnungsprognose 2010" des Bundesbauministers; das nach wie vor große Modernisierungspotential; die Wachstumsmärkte für Brennwerttechnik Solarkollektoren (entgegen dem allgemeinen Trend) sowie speziell für sein Unternehmen der Einstieg in den Markt für Gas-Wasserheizer und Gas-Kombiwasserheizer und eine Steigerung im Export bei.

Sollte die Prognose von Bundesbauminister Dr. Klaus Töpfer, eine Normalisierung der Baukonjunktur bis zum Jahr 2010, aufgehen, könnte sich, so Vießmann, bis dahin eine Bautätigkeit entwickeln, die ca. 40% über dem Durchschnitt von 1987 bis 1993 liegt. Allerdings werde sich dieser Bedarf erst mittelfristig günstig auf die Konjunktur auswirken.

Auch das nach wie vor große Modernisierungspotential in den alten und neuen Bundesländern kann seiner Meinung nach zum Umsatzträger der Branche werden - vorausgesetzt man schaffe es, diese Kapazitäten freizusetzen. - Staatliche Förderprogramme wären in dieser Richtung zu begrüßen. Aber auch Hersteller, Handel und Handwerk müßten durch gemeinsame Anstrengungen versuchen, die Heizungsmodernisierung zu beleben, so Vießmann.

Im eigenen Unternehmen habe man sich rechtzeitig mit neuen Produkten, Dienstleistungen und Initiativen - dreistufiges Produktprogramm - auf die gegenwärtige Situation eingestellt: Der Forderung nach preiswertem Bauen wird Viessmann mit dem Basisprogramm gerecht. Wozu nicht nur ein umfangreiches Sortiment von neuen preisattraktiven Öl- und Gas-Kesseln gehört sondern auch die auf der Intherm vorgestellte "Therme" Pendola. Mit der neuen Therme, sie wird ab Juli dieses Jahres lieferbar sein, geht das Unternehmen in ein Marktsegment, in dem jährlich, allein in Deutschland, ca. 350.000 Thermen verkauft werden. Mit dem Comfort-Programm, es wurde optimiert, richtet sich das Unternehmen an anspruchsvolle, aber dennoch preisbewußte Endkunden, die, so Vießmann, volumenmäßig derzeit noch den größten Markt darstellen. Als dritte Variante bietet Viessmann das HighTechProgramm an. Es richtet sich an Nutzer, die kompromißlose Spitzentechnik wollen. Die extrem schadstoffarmen Brenner Rotrix für Öl und Matrix für Gas stehen dabei im Vordergrund. Wie Dr. Vießmann weiter ausführte, verbuche man auch im Markt für Brennwertgeräte, entgegen dem allgemeinen Branchentrend, Zuwächse. - Das Unternehmen bietet eine Brennwertkesselreihe im Leistungsbereich von 7 bis 895 kW an.

Betrachtet man abschließend die allgemeine Situation, so wird sicherlich der gedämpfte Optimismus über 1996 hinaus auch 1997 noch anhalten, wenn sich die Rahmenbedingungen nicht bald ändern unter denen die privaten Haushalte arg zu leiden haben durch hohe Steuern und Abgaben, was allgemein zu Kaufzurückhaltung führt.


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