IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 4/1996, Seite 92 f.


DESIGN IN DER HEIZUNGSTECHNIK


Mehr als gute Form

Lutz Fälker

Bei den konsumentennahen Produkten im Sanitärbereich hat der Faktor Design schon immer eine zentrale Rolle gespielt. Jeder Fachhandwerker wird bestätigen, daß sich eine Badausstattung ohne ansprechende Formgebung im mittleren oder gehobenen Preissegment nur schlecht verkaufen läßt. Aber auch in der Heizungstechnik, wo Energieverbrauch, Emissionsverhalten, Servicequalität des Herstellers sowie ein günstiges Preis-/Leistungsverhältnis ausschlaggebende Kriterien für die Empfehlung durch den Heizungsbau-Fachbetrieb sind, ist das Thema Design derzeit in aller Munde.

Handelte es sich hierbei allein um eine simple Marketingstrategie, eine begrenzte technische Leistungsfähigkeit in neuem Gewand zu verkaufen, so wäre diese Methode von vornherein zum Scheitern verurteilt. Innovatives Design in der Heizungstechnik beschränkt sich nicht auf kosmetische Korrekturen. Auch ist es keine Frage des Geschmackes, sondern pures Industriedesign und damit eine Kunst, die sich nützlich macht. Handfeste Vorteile zählen. Für den Fachhandwerker ebenso wie für den Anlagenbetreiber. Und nicht zuletzt für die Umwelt. Ergonomie, Betriebssicherheit, Bedienkomfort, Servicefreundlichkeit, Umweltverträglichkeit sowie Schnelligkeit, mit der neue Produkte bei Nachfrageverschiebungen am Markt eingeführt werden können, sind die zentralen Vorgaben, an denen sich erfolgreiche Designentwicklungen in der Heizungstechnik orientieren. Daß darüber hinaus auch die Ästhetik einen nicht zu unterschätzenden Faktor darstellt, ist insbesondere auf die aktuelle Entwicklung im Neubausektor zurückzuführen. Aufgrund gestiegener Baupreise ist für viele Bauherren von Einfamilienhäusern eine Vollunterkellerung nicht mehr finanzierbar. Infolgedessen fällt immer häufiger auch der früher übliche Heizungskeller dem Rotstift zum Opfer. Wärmeerzeuger werden zunehmend in Mehrzweckräumen installiert. Und dort sollen sie verständlicherweise einen "guten Eindruck" machen.

Bild 1: Bei diesem Gas-Brennwertgerät, dargestellt ohne Verkleidung und in aufgeklapptem Zustand, wurde ein Design realisiert, das zahlreiche Vorteile für den Fachhandwerker bietet, s. Text.

Die Summe dieser Faktoren zeigt auf, daß Design in der Heizungstechnik eine anspruchsvolle Management-Aufgabe ist. Nach Meinung des Marketingleiters eines in Süddeutschland ansässigen Heizkomponentenherstellers ist diese Aufgabe nur durch eine enge Zusammenarbeit abteilungsübergreifender Experten lösbar. Das Unternehmen hat ein derartiges "Creativ-Team" - bestehend aus Fachleuten aus Forschung und Entwicklung, Konstruktion, Marketing und Design - in Zusammenarbeit mit der Firma DesignTech gegründet. Die damalige Markenzusammenführung und die damit verbundene Programmbereinigung wurden begleitet durch die Entwicklung zahlreicher neuer Produkte.

Drei Produktentwicklungen, für die das Unternehmen mehrfach ausgezeichnet wurde, sollen verdeutlichen, was Industriedesign in der Heiztechnik konkret leisten kann.

Bild 2: Die Pumpenbaugruppe mit Blick auf die integrierten Komponenten (rechts) und zugeklappter Transportverpackung (links).

Ergonomie: Bedienungskomfort, Montage- und Wartungsfreundlichkeit

Bei dem Gas-Brennwertgerät nach Bild 1 sind Aspekte verwirklicht worden, von denen Fachhandwerker und Endkunden gleichermaßen profitieren sollen. Gewicht und Volumen des Gerätes wurden reduziert, so daß es von nur einer Person transportiert und installiert werden kann. Da die Regelung bereits integriert ist und die Steckverbindungen unverwechselbar sind, fallen Elektroarbeiten nur in geringem Umfang an. Einstellarbeiten an der Gas- und Luftzufuhr werden durch den werkseitig voreingestellten Gas-Luft-Verhältnis-Druckregler minimiert. Auch die selbstoptimierende Regelung muß nicht manuell eingestellt werden.

Durch eine Befestigung des Brenners mit Clip-Verschlüssen wird eine schnelle Zugänglichkeit ermöglicht. Ein abklappbares Schaltfeld stellt zudem sicher, daß der Fachhandwerker bei Servicearbeiten ohne Reglerausbau Zugang zum Brenner hat. Insgesamt konnte der Demontageaufwand gegenüber der ersten Geräte-Generation um bis zu 80% verringert werden. Durch eine modulierende Brennerfahrweise paßt sich die Feuerungsleistung stufenlos dem jeweiligen Wärmebedarf an. Dadurch werden niedrige Emissionen sichergestellt, die zu einer Aufnahme des Gerätes in das Hamburger Förderprogramm führten.

Bild 3: Im Januar 1995 wurde dieser Speicher vom Industrie Forum Design Hannover für gutes Design ausgezeichnet.

Design und Ökologie

Daß sich Design in der Heizungstechnik nicht auf Insellösungen (z.B. Kessel-Design) beschränkt, sondern das gesamte System zur Wärmeerzeugung und -verteilung umfaßt, beweist die in Bild 2 gezeigte Pumpenbaugruppe. Hersteller und Design-Büro beschritten bei der Entwicklung dieses Produktes völlig neue Wege: Für die Transportverpackung setzte man statt herkömmlicher Styropor-Lösungen eine zweischalige, sortenreine Verkleidung aus dem Kunststoff Polypropylen ein. Ökologische Vorteile ergeben zum einen daraus, daß die Entsorgung der Transportverpackung entfällt. Denn sie bleibt als Komplett-Kapselung zum Schutz der Bauteile (Mischer, Pumpen, Verteiler) am Produkt. Außerdem wird hierdurch wärmegedämmt, so daß die an der Nahtstelle zwischen Wärmeerzeuger und Heizkreis üblicherweise auftretenden Energieverluste verringert werden.

Ein weiteres Beispiel für ökologisches Design, daß darüber hinaus auch in der Formgebung neue Maßstäbe setzt, liefert die Warmwasserspeicher-Generation (Bild 3). Die Emailleschicht im Speicher wird durch Anwendung eines Stahlstrahlungsverfahren aufgetragen, so daß bei der Speicher-Vorreinigung auf große Mengen Schwefel- und Salpetersäure verzichtet werden kann. Diese Art der Vorreinigung wird weltweit erstmals bei den Speichern angewandt. Durch die Verwendung von expandiertem Polystyrol-Hartschaum (EPS), bei dessen Herstellung das als umweltgerecht eingestufte Treibmittel Pentan zum Einsatz kommt, wurde die Wärmedämmung verbessert. Eine spätere Rücknahme ist durch die Trennbarkeit und 100%ige Recyclingfähigkeit aller eingesetzten Materialien kein Problem.

Bild 4: Die Systemlösung mit Gas-Brennwertgerät, Pumpenbaugruppe und Speicher

Die Speicher besitzen zudem einen Korrosionsschutz, der eine hygienische Warmwasserbereitung und eine lange Lebensdauer sicherstellen soll. Darüber hinaus bieten sie konstruktionstechnische Vorteile, die dem Fachhandwerker zugute kommen. Die Gehäuseteile lassen sich durch Schnappverbindungen schnell montieren, was zu einer erheblichen Erleichterung der Einbringung führt. Durch die Plazierung sämtlicher Zuleitungen an der Rückfront wurde obendrein eine optisch saubere Lösung geschaffen.

Konzipiert, entwickelt und produziert wurde die neue Speicher-Generation innerhalb von nur zehn Monaten. Zum Einsatz kam dabei eine neue computergestützte Methode zur Verkürzung von Produktentwicklungen. Bild 4 zeigt abschließend die Systemlösung: das Gas-Brennwertgerät, die Pumpenbaugruppe und den Speicher.


B i l d e r : Elco Klöckner Heiztechnik GmbH


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