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„Ein absoluter Trend, der für uns immer wichtiger wird“

ZVSHK-Hauptgeschäftsführer Andreas Müller im Interview mit der IKZ-Redaktion

Andreas Müller, Hauptgeschäftsführer der obersten SHK-Handwerksvertretung, sieht in der Digitalisierung eher Chancen denn Bedrängnisse.

Auf der ISH 2017 wird den Handwerkern und allen anderen Gästen der Besuch auf dem ZVSHK-Stand so komfortabel und so informativ wie möglich gemacht, verspricht Andreas Müller.

 

Vom 14. bis 18. März findet in Frankfurt/Main die nunmehr 29. Auflage der ISH statt. Der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes Sanitär Heizung Klima, Andreas Müller, spricht im Interview mit der IKZ-Redaktion über die wirtschaftliche und strukturelle Situation im SHK-Handwerk, über technische Trends und über die Aufgaben und Ziele der Organisation.

IKZ-HAUSTECHNIK: Zum 29. Mal öffnet die Weltleitmesse ISH in Frankfurt ihre Tore. Die wirtschaftliche Lage des SHK-Handwerks im Frühjahr 2017 ist weiterhin gut bis sehr gut. Und dennoch ist längst nicht alles in Butter, denn strukturell gerät das Handwerk immer mehr in Schieflage: Es fehlen Fachkräfte, es fehlt der Nachwuchs.
Andreas Müller: Das SHK-Handwerk gerät nicht in Schieflage. Im vergangenen Jahr haben die rund 52 000 SHK-Betriebe in Deutschland ihren Umsatz um 3 % auf jetzt 41,7 Mrd. Euro steigern können. Der Konjunkturverlauf scheint seit Jahren nur eine Richtung zu kennen: nach oben. Das ist gut so. Zeigt aber gleichzeitig, wie gefährlich der Nachwuchsmangel schon sehr bald werden kann. Denn dem Umsatzwachstum steht nur ein geringes Beschäftigungswachstum gegenüber. In Zahlen: Statt 365 564 Beschäftigten in 2015 reden wir jetzt von 368 397 Mitarbeitern in 2016. Hier hält die Arbeitsplatzbesetzung nicht Schritt mit der Umsatzentwicklung. Und jeder fehlende Geselle steht für einen Umsatzverlust von 100 000 Euro.
Sofern die energiepolitischen Ziele im Wärmemarkt und die baupolitischen Ziele in Sachen barrierefreier Wohnungen bis 2030 erreicht werden sollen, muss die Sanierungsrate noch deutlich gesteigert werden und es müssen auch mehr Fachkräfte zur Verfügung stehen. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der professionellen Ausbildung des SHK-Nachwuchses und in der ständigen Weiterbildung der Fachkräfte.

KZ-HAUSTECHNIK: Trotz voller Auftragsbücher im Handwerk haben vor allem die Heizungshersteller noch Produktkapazitäten, die sie gern – über welche Kanäle auch immer – in den Markt bringen möchten. Mit oder ohne Unterstützung des Handwerks. Onlineportale oder auch der Ausbau des Werkskundendienstes einiger Hersteller zeugen von dieser Entwicklung. Sehen Sie mittelfristig Gefahren fürs heimische Handwerk?
Andreas Müller: Trotz guter Auftragslage wünschen wir uns natürlich auch für die Zukunft noch mehr Modernisierungsaufträge. Dies setzt aber eine deutlich höhere Sanierungsrate voraus. Seit Jahren liegt diese im Bereich der Heizkesselmodernisierung bei nur ca. 3 %. Damit werden wir die energie- und klimapolitischen Ziele nicht erreichen. Es braucht schlicht und einfach deutlich mehr Investoren, die bereit sind, in die Modernisierung der veralteten Heizungsanlage zu investieren.
Wir sollten aufhören, ständig von digitalen Bedrängnissen zu reden. Die Digitalisierung der Geschäftsprozesse führt nicht unweigerlich zu einer höheren Anzahl von Modernisierungen. Jeder SHK-Unternehmer wird selbst entscheiden, wann er die digitale Agenda in seinem Unternehmen umsetzt. Vor dem Hintergrund sollten wir eher die Chancen sehen, die in den unterschiedlichen Marktentwicklungen liegen.
So ist die Digitalisierung in unserer Branche – alles in allem betrachtet – sogar auf einem guten Weg. Unternehmen setzen große Hoffnungen in digital basierte Geschäftsmodelle. Die Digitalisierung wird unter Umständen angestammte Geschäftsmodelle fundamental verändern. Doch nicht mit jeder digitalen Neuerung lassen sich auch zwangsläufig höhere Umsätze generieren und die Gefahr des Scheiterns ist hoch. Unser Credo lautet: Wir müssen die Entwicklung der digitalen Strukturen und Geschäftsmodelle in unserer Branche gemeinsam vorantreiben, um den größtmöglichen Nutzen und wirtschaftlichen Erfolg einzufahren.

IKZ-HAUSTECHNIK:
Blicken wir an dieser Stelle auf die ISH 2017. In den vergangenen Jahren erwartete die Fachbesucher auf der ISH eine Vielzahl von neuen Produkten. Wo sehen Sie in diesem Jahr aktuelle Markttrends?
Andreas Müller: Nach Auffassung des ZVSHK stellen neben der Digitalisierung die für die Sektorkopplung benötigten Techniken einen absoluten Trend in der Weiterentwicklung der Gebäudetechnik dar. Die Effizienzpotenziale von dezentralen Strom erzeugenden Heizsystemen müssen seitens der Branche noch viel deutlicher herausgestellt werden. Ebenfalls muss die ausgeprägte Saisonalität des Heizenergiebedarfes beim verstärkten Einsatz von Speicherkapazitäten (elektrisch und thermisch) berücksichtigt werden. Die Innovationsdynamik im Bereich der „Dezentralen Strom- und Wärmeerzeugung sowie Energiespeicherung“ wird sicherlich zur ISH 2017 sichtbar werden.

IKZ-HAUSTECHNIK: Der Zen­tralverband wird sein Dienstleistungsspektrum in Halle 8 präsentieren. Welche Aktivitäten sind dort geplant?
Andreas Müller: Unseren Messeauftritt haben wir unter das Motto gestellt: Wir für euch. Das soll das besondere Verhältnis der SHK-Verbandsorganisation zu ihren Betrieben ausdrücken. Als Gründer und ideeller Träger der ISH sind wir besonders der Fachbesucherseite verpflichtet. Wir treten an, um den Besucherinnen und Besuchern aus dem SHK-Handwerk den Messebesuch so komfortabel und so informativ wie möglich zu machen.
Unser Stand in Halle 8.0 am Stand C 94 wird als Handwerker-Lounge bestmöglicher Ausgangspunkt sein für den Start in den Messetag. Wir bieten fast den ganzen Tag über einen kostenfreien Restaurationsbetrieb. Darüber hinaus zeigen wir natürlich unsere Leistungen und Produkte, die wir in jüngster Zeit für die organisierten SHK-Fachbetriebe entwickelt haben. Nicht zu vergessen dabei unsere Sonderschauen „Ofenforum“ und „Bad 4.0“.

IKZ-HAUSTECHNIK: Wir bleiben ein wenig bei der Technik. Der Badbereich läuft derzeit, melden die SHK-Unternehmen. In wieweit spiegelt sich der vielfach
postulierte Trend zu barrierefreien und/oder digitalen Bädern im Alltagsgeschäft der Handwerksunternehmen wider? Oder bleibt es beim klassischen Austauschgeschäft alte Wanne raus, neue rein?
Andreas Müller: Nein. Der Trend geht eindeutig zur Komplettbadsanierung. Dass dabei in naher Zukunft neben dem Thema Barrierefreiheit auch das Thema Digitalisierung immer wichtiger werden wird, zeigen wir in unserer Sonderschau „Bad 4.0“.
Bereits das vom Zentralverband auf der vergangenen ISH vorgestellte Forschungsprojekt „Bad der Zukunft“ sorgte für ein großes Interesse bei Fachbesuchern und Medien. In einem zweiten Schritt hat der ZVSHK gemeinsam mit der Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main das Projekt „Bad 4.0“ im Licht der Digitalisierung der SHK-Wirtschaft entwickelt. Die Präsentation der Forschungsergebnisse erfolgt auf der ISH. Mithilfe einer Virtual-Reality-Brille können die Fachbesucher sich die neu entwickelten Konzeptentwürfe der projektbeteiligten Studenten vor Augen führen. Die Präsentation ist in Kooperation mit der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft auf der VDS-Waterlounge in Halle 3.1 am Stand A 96 zu sehen.

IKZ-HAUSTECHNIK: Austauschgeschäft ist auch das Stichwort für den Heizungssektor. Es scheint so, als sorge derzeit der 1 : 1-Kesseltausch im Schadensfall für Geschäft. Umfassende Sanierungskonzepte mit Erneuerbaren Energien finden aufgrund der hohen Investition kaum Nachfrage. Liegt es nur am billigen Brennstoff oder wirkt die immer komplexer werdende Heizungstechnik vielleicht sogar abschreckend auf den Verbraucher? Und stockt damit nicht auch die Wärmewende?
Andreas Müller: Nein. Diesen Schuh sollte sich die Branche nicht anziehen. „Energiewende mit Zukunft – Wir haben die Lösungen“ das ist unser ISH-Slogan 2017. Die technischen Lösungen sind im Markt verfügbar. Und es ist gewiss nicht deren Komplexität, die die Sanierungsquote bremst.
Hier gilt immer noch die Erkenntnis: Wenn die Politik keine verlässlichen Aussagen zu nachhaltigen Fördermöglichkeiten und Förderdauer trifft, ist die Verunsicherung bei den Verbrauchern größer als jeder mögliche Optimierungsanreiz, der mit wohlgemeinten Einzelfördermaßnahmen beabsichtigt ist. Hier ist eindeutig die Politik am Zug.

IKZ-HAUSTECHNIK: Seit rund eineinhalb Jahren muss der Handwerker in seinen Angeboten angeben, in welche Effizienzklasse der Wärmeerzeuger bzw. die gesamte Anlage eingestuft ist. Hat sich das Labeling etabliert und führt es vielleicht sogar zu effizienteren Anlagen? Oder ist es mal wieder eine Mehrarbeit fürs Handwerk ohne Mehrwert?
Andreas Müller: Die Erfahrungen sind gut. Die Sache hat sich am Markt etabliert. Das Labeling gehört zum Tagesgeschäft.

IKZ-HAUSTECHNIK: Bleiben wir beim Thema Labeling. Das SHK-Handwerk hatte ein Jahr lang Gelegenheit, das Heizungslabel für Anlagen, die älter als 15 Jahre sind, auf freiwilliger Basis zu vergeben. Mit dem Jahreswechsel ist es zur Aufgabe des Bezirksschornsteinfegers geworden – und verbindend für den Kunden. Auch hier die Frage: Wie sind die Erfahrungen der Organisation?
Andreas Müller: Wir waren im vergangenen Jahr beim Zentralverband alleinige Ausgabestelle für das sogenannte Altanlagenlabel. Hierbei müssen wir unumwunden zugeben: In Zeiten, in denen die Betriebe mit der Abarbeitung großer Aufträge kaum nachkommen, ist das Labeling von Altanlagen nicht unbedingt ganz oben auf der Agenda der Betriebe. 170 000 Kessel haben wir bisher gelabelt. Da ist Luft nach oben.

IKZ-HAUSTECHNIK: Immer neue Produkte und technische Lösungen, Normen, behördliche Auflagen usw. Die Betriebe haben viele Herausforderungen zu meistern. Welche Tätigkeitsfelder werden Ihrer Meinung nach zukünftig vermehrt in den Mittelpunkt der Handwerksunternehmen rücken?
Andreas Müller: Kurz und knapp: Nachwuchswerbung, Fachkräftesicherung, Digitalisierung, Sektorkopplung, Gesundheits- und Pflegebad 2030.

IKZ-HAUSTECHNIK: Die letzte und eigentlich schon obligatorische Frage: Welche Ziele und Aufgaben hat sich die Organisation für die kommenden Jahre auf die Agenda geschrieben? Und vielleicht rückblickend betrachtet: Welche Erfolge für die Branche konnten Sie im letzten, durchaus turbulenten Jahr verzeichnen?
Andreas Müller: Im Fokus steht für uns alle – von der örtlichen SHK-Innung über die SHK-Landesfachverbände bis hin zum bundesweit agierenden ZVSHK – der wirtschaftlichen Erfolg der organisierten Betriebe. Diesem Ziel sind wir verpflichtet.
Und der Bedeutung der SHK-Fachbetriebe angemessen, haben wir den ZVSHK in den zurückliegenden Jahren zu einem der wichtigsten Gesprächspartner und Ratgeber gemacht – in der Branche und gegenüber der Politik und Öffentlichkeit. Die Wirtschaftsleistung, die 25 000 freiwillig organisierte Handwerksbetriebe in Deutschland, 400 Innungen, 17 Landesverbände und ein starker ZVSHK auf die Straße bringen, ist schon ein Pfund, mit dem wir wuchern können.

Bilder: ZVSHK (Zentralverband Sanitär Heizung Klima)

 


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