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Lebenswerte Orte für alle schaffen - Wohnungsversorger im Spannungsfeld wirtschaftlicher Notwendigkeiten und sozialer Verantwortung

Der durchschnittliche Investitionszyklus einer deutschen Immobilie liegt bei rd. 35 Jahren. Objekte, die heute neu gebaut – oder saniert – werden, sind somit verstärkt von den Folgen des demografischen Wandels betroffen. Was es daher bei der Planung zu berücksichtigen gilt und wie eine Investition in zukunftssicheren Wohnraum gestaltet werden kann, zeigte am 20. und 21. April 2016 die Zukunft Lebensräume in Frankfurt/Main. Fachmesse und Kongress spannten einen weiten Bogen zwischen wissenschaftlichen Beiträgen, innovativen Konzepten, Beispielen aus der Praxis, generationen-relevanten Produkten und neuartigen Dienstleistungen. Über „Quartiere als lebenswerte Orte“ sprach die IKZ-ENERGY Redaktion mit Dr. Thomas Hain, Leitender Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt, Vorsitzender des Vorstands der Arbeitsgemeinschaft Großer Wohnungsunternehmen (AGW).

Dr. Thomas Hain.

 

IKZ-ENERGY: Dr. Hain, in Ihrem Unternehmensleitbild steht: „Leben und Wohnen sind für uns eins, denn nur wer angemessen wohnt, kann auch ein würdevolles Leben führen.“ Was genau verstehen Sie unter „angemessen“ wohnen, und wie setzt die Nassauische Heimstätte dieses Leitbild um?
Dr. Thomas Hain: Wohnungsunternehmen mit ihrer Position mitten in der Gesellschaft bewegen sich in einem konstanten Spannungsfeld zwischen betriebswirtschaftlichen Notwendigkeiten, gesellschaftlichen Entwicklungen, politischen Anforderungen und einer großen Verantwortung für ihre Mieter. Die Geschäftsgrundlage der Nassauischen Heimstätte/Wohnstadt ist ein Vertrag mit ihren Gesellschaftern – darunter: das Land Hessen wie auch zahlreiche hessische Kommunen unterschiedlicher Größenordnung. Daraus resultierend ist der Unternehmensgruppe als ein wesentliches Ziel die sichere und sozial verantwortbare Wohnungsversorgung für breite Schichten der Bevölkerung vorgegeben. Dabei gilt es natürlich in erster Linie, bezahlbare Wohnkonzepte zu entwickeln, die sich den speziellen Bedürfnissen der Mieter anpassen – auch im Hinblick auf den demografischen Wandel. Neben dieser primären Funktion als klassischer Wohnungsversorger kommen in unserem Fall noch weitere Aufgabenfelder hinzu, die das Lebensumfeld von Menschen entscheidend mitbestimmen. Eine wesentliche Rolle nimmt hierbei ein innovatives Sozialmanagement ein, das bedarfsorientierte Maßnahmen und Aktivitäten für Mieter aller Altersklassen und Ethnien beinhaltet. Damit wird die Mietergemeinschaft auch als Sozialverbund gestützt und gefestigt – ein wichtiger Punkt bei einer steigenden Tendenz zur Singularisierung, die gerade in Zeiten einer mobileren und älter werdenden Gesellschaft zunimmt.

IKZ-ENERGY: Was bedeutet das für die tägliche Praxis?
Dr. Thomas Hain: Es bedeutet, dass eine zukunftsorientierte Quartiersentwicklung, die mit Grün- und Spielflächen, Kommunikations- und Freiräumen möglichst viele Aspekte eines aktiven Zusammenlebens berücksichtigt, für unser Wohnungsunternehmen eine immense Bedeutung hat. Unser Credo: Quartiere sollen lebenswerte Orte sein – für alle, die dort ihr Zuhause haben.

IKZ-ENERGY:
Als Stadt- und Projektentwickler haben Sie sich auf die Fahne geschrieben, Städte zu lebenswerteren Orten zu machen und Nachhaltigkeit beim Wohnen zu fördern. Wie setzen Sie diese Haltung konkret im Quartier um?
Dr. Thomas Hain: Die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt widmet sich heute wie auch in den nächs­ten Jahren mit höchster Priorität der energetischen und sozialen Quartiersentwicklung. Sie verbessert den Wohnwert und das Ansehen eines Quartiers nachhaltig. Dennoch halten wir die Mietpreise moderat. Im Mittelpunkt unseres umfassenden Gesamtengagements für ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit stehen definitiv ganze Quartiere! Bei der Modernisierung verfolgen wir stets einen ganzheitlichen Ansatz, der auch die soziale Komponente berücksichtigt. Mit der Sanierung und energetischen Ertüchtigung einzelner Bestände ist es in Bezug auf Nachhaltigkeit nämlich bei Weitem noch nicht getan. Eine technische Aufrüstung der Einzelgebäude ist das eine – dabei muss es sich aber zwangsläufig nicht immer gleich um High-End-Lösungen handeln.

IKZ-ENERGY: Sondern? Was ist noch zu berücksichtigen?
Dr. Thomas Hain: Erstrebenswert sind aus unserer Sicht ganzheitliche quartiersbezogene energetische Gesamtkonzepte, die beispielsweise lokal passende Energie-Verbundlösungen beinhalten. Ebenso ist die starke Einbindung der dort lebenden Menschen auf dem Weg zur gewünschten Energiewende ein nicht zu vernachlässigendes Element. Quer durch alle Generationen, Ethnien und soziale Zugehörigkeiten arbeiten wir mit verschiedenen Maßnahmen und Aktionen an der Schaffung eines individuellen Energie-Bewusstseins. Unsere Maxime lautet: Weg von einzelnen Modernisierungsmaßnahmen auf Gebäudeebene hin zu ganzheitlichen Konzepten für ganze Siedlungen! Über den eigenen Bestand hinaus ist unsere Stadtentwicklungsmarke NH ProjektStadt Vorreiter in der Umsetzung des KfW-Programms „Energetische Stadtsanierung“: Vier der fünf Pilotprojekte in Deutschland werden von unserem Haus betreut.

IKZ-ENERGY: Ihre Mission ist es, Qualität und Wert des Wohnungsbestandes zu steigern und Ihren Kunden den Alltag zu erleichtern. Können Sie dies an einem Beispiel erläutern?
Dr. Thomas Hain: Das ist nicht leicht, denn die unserseits in die Wege geleiteten Maßnahmen sind äußerst vielfältig: Zum einen versuchen wir natürlich, bei unseren umfangreichen und investitionsstarken Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen im Bestand so wie auch bei Neubauten von vornherein auf Barrierefreiheit, altersgerechte Bauweise und adäquate Bauelemente zu achten – seien es ebenerdige Duschen, Haltegriffe, Rampen, etc.
Unser Kompetenzcenter Sozialmanagement arbeitet in der Betreuung älterer Mieter, die immerhin 27% unserer Mieterschaft ausmachen, zudem schon seit langer Zeit mit der Deutschen Gesellschaft für Seniorenberatung (DGS) zusammen – beispielsweise bei der Beratung zu seniorengerechter Ausstattung der Wohnungen.

IKZ-ENERGY: Sie waren auch Vorreiter im Dienstleistungsbereich für ältere Mieter, die in ihren Wohnungen – und im angestammten sozialen Umfeld – verbleiben möchten.
Dr. Thomas Hain: Ja, schon 2007 rief die Nassauische Heimstätte das Wohn-Service-Team (WST) ins Leben. Aus dem Pilotprojekt in Offenbach mit 3000 Wohneinheiten ist eine richtige Erfolgsgeschichte geworden: Heute bieten 110 Minijobber und 10 Vollzeitkräfte mehr als 20000 Haushalten im gesamten Rhein-Main-Gebiet ihre haushaltsnahen Dienstleistungen an. Im Laufe dieses Jahres soll der Service auf nochmals 8000 Haushalte ausgedehnt werden. Durch einen jährlichen Zuschuss an das WST ermöglicht die Nassauische Heimstätte ihren Mietern einen günstigen Tarif von nur 4,50 Euro pro halbe Stunde. Kostenlos sind unter anderem Begleitgänge zum Arzt oder zur Apotheke, kleinere Besorgungen und Botengänge. Kos­tenpflichtig sind Putzdienste, Waschen, Bügeln, Einkaufen und Kleintransporte. Die Tätigkeiten des WST sollen künftig noch stärker mit anderen Angeboten für ältere Bewohner vernetzt werden. In Frankfurt am Main betreiben wir darüber hinaus in Kooperation mit dem Frankfurter Verband für Alten- und Behindertenhilfe Begegnungszentren, in denen neben Beratung soziale Kontakte und gelebte Nachbarschaft im Vordergrund stehen.

IKZ-ENERGY: Herr Dr. Hain, vielen Dank für das Gespräch.


Zum Hintergrund
Die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt mit Sitz in Frankfurt am Main uns Kassel bietet seit über 90 Jahren umfassende Dienstleistungen in den Bereichen Wohnen, Bauen und Entwickeln. Sie beschäftigt rund 670 Mitarbeiter. Mit rund 60000 Mietwohnungen in 140 Städten und Gemeinden gehört sie zu den führenden deutschen Wohnungsunternehmen. Der Wohnungsbestand wird aktuell von rund 260 Mitarbeitern in vier Regional-, untergliedert in 13 Service-Center, betreut. Das Regional-Center Wiesbaden bewirtschaftet rund 11600 Wohnungen und hat mit dem Service-Center in Darmstadt eine Außenstelle. Unter der Marke „NH ProjektStadt“ werden Kompetenzfelder gebündelt, um nachhaltige Stadt- und Projektentwicklungsaufgaben durchzuführen.

 


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