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Informationen, Impulse und Ideen - 5. VDS-Badforum in Bonn: Branche kann, soll und muss Chancen nutzen

Wenn Mediziner, Trendforscher, Bäderbauer, Produktdesigner und Marketingspezialisten auf Brancheninsider und -interessierte treffen, kommt am Ende ein „spannender Dialog-Tag von Experten für Experten“ heraus. Genau das versprach die Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS) den knapp 100 Besuchern ihres 5. Badforums, das Mitte Mai 2014 in Bonn stattfand. Mit der Konzentration auf das zentrale Thema „Bad und Gesundheit“ setzte der Dachverband die konzeptionelle Basis der Veranstaltungsreihe erneut in die Informations- und Diskussionspraxis um. Dabei sorgten Referenten aus unterschiedlichen Bereichen für ein differenziertes Meinungsspektrum.

Auch mit dem 5. VDS-Badforum wollte der Dachverband von Industrie, Fachgroßhandel und Fachhandwerk für ein breites Meinungsspektrum zu einem zentralen (Zukunfts-)Thema sorgen. Mitte Mai 2014 standen in Bonn Referate, Diskussionen und Denkanstöße zu dem facettenreichen Komplex „Bad und Gesundheit“ auf dem Programm.

Das Bad hat nach Meinung von Andreas Dornbracht gute Chancen, für die Menschen zu einem privaten Gesundheitszentrum zu avancieren. Die Sanitärbranche muss ihre daraus resultierende günstige Ausgangsposition zu einer aktiven Verbraucheransprache nutzen, betonte der VDS-Vorsitzende in Bonn.

Geschäftsführer Jens J. Wischmann moderierte das 5. VDS-Badforum Mitte Mai in Bonn. Er konnte den knapp 100 Teilnehmern einen „spannenden Dialog-Tag von Experten für Experten“ zum zentralen Thema „Bad und Gesundheit“ versprechen. Sein ebenso kurzes wie deutliches Veranstaltungsfazit: Ziel erreicht.

Prof. Dr. Martin Fassnacht plädierte in Bonn eindringlich für eine „emotionale Aufladung des Badverkaufs“. Der Inhaber des Lehrstuhls für Marketing und Handel an der WHU – Otto Beisheim School of Management forderte die Sanitärbranche daher auf, stärker an die „Gefühle der Kunden“ zu appellieren.

Der intime Ort „Bad“ spiegelt für Jeanette Huber letztlich den gesellschaftlichen Wandel wider. Der damit verbundene Veränderungsprozess zeigt sich in unterschiedlichen neuen Positionierungen, erklärte das Mitglied der Geschäftsleitung des Frankfurter Zukunftsinstitutes während des 5. VDS-Badforums Mitte Mai in Bonn.

Einer neuen forsa-Studie zufolge können sich bereits heute fast 40% der Deutschen vorstellen, ihr eigenes Bad zur Gesundheitsvorsorge und für Fitnessübungen zu nutzen. Allerdings bedarf die Kompetenz für entsprechend geplante und z.B. mit Kneippschläuchen ausgestattete Bäder einer gezielten Vermarktung.

 

Zur ebenfalls zugesagten „Exklusivität“ passte u.a. die erstmalige Veröffentlichung einer für rund 67 Mio. Bundesbürger ab 18 Jahre repräsentativen forsa-Studie. Ein durchaus überraschendes Kernresultat: Bereits heute können sich fast 40% der Deutschen vorstellen, ihr eigenes Badezimmer zur Gesundheitsvorsorge und für Fitnessübungen zu nutzen. Grund genug für VDS-Geschäftsführer und Moderator Jens J. Wischmann, der Branche zu attestieren, dass sie über ein „weiteres Marktsegment mit erheblichem Entwicklungspotenzial“ verfügt.

„Verbraucher nicht allein lassen“

Diese Auffassung vertrat auch Andreas Dornbracht in seinem Begrüßungsstatement. Insofern bleibe das Badforum seinem Prinzip treu, relevante Zukunftsthemen aufzugreifen und sie in einem interdisziplinären Rahmen zu beleuchten. Der VDS-Vorsitzende: „Daraus resultieren wertvolle Impulse nicht zuletzt für unternehmerische Strategien.“
Bad und Gesundheit stehe keineswegs für einen kurzlebigen Modetrend. Selbstbestimmtes Leben im Alter und eine damit eng verknüpfte gezielte Gesundheitsprävention seien für Politik und Gesellschaft von entscheidender Bedeutung. Das werde sich mit Blick auf den demografischen Wandel noch verstärken und könne so einen „Megatrend im besten Sinne“ auslösen. Das Bad habe gute Chancen, für die Menschen zu einem privaten Gesundheitszentrum zu avancieren. Das bestätige u.a. die neue forsa-Untersuchung klar. Der Sanitärbranche verschaffe das einmal mehr eine günstige Ausgangsposition. Damit dürfe sie sich aber nicht begnügen. Sie müsse sich stattdessen ebenso intensiv wie dauerhaft mit konkreten Angeboten und ihrer Realisierung beschäftigen. Es komme darauf an, die Verbraucher „nicht allein zu lassen“. Deshalb lautete die abschließende Dornbracht-Empfehlung: „Helfen wir ihnen aktiv bei der Erkenntnis, dass das individuelle Bad vom Profi immer auch Gesundheits-Mehrwert bringt.“

Positive Effekte bei Erkrankungen und Stress

Argumentativen Rückenwind erhielt die Branche von Prof. Dr. med. Klaus-
Michael Braumann. Der Leiter des Institutes für Sport- und Bewegungsmedizin an der Uni Hamburg hob hervor, dass das moderne Bad als Folge des demografischen Wandels und des ständig größeren Anteils älterer Menschen auch unter gesundheitlichen Aspekten eine ganz neue Bedeutung bekomme. So ließen sich etliche Erkrankungen durch eine regelmäßige Badnutzung positiv beeinflussen. Dafür nannte der Referent einige Beispiele. Erstens lindere die Wärme des Bades häufige Gelenk- und Rückenprobleme oft erheblich. Zweitens bewirke der Wasseraufenthalt bei der permanent wachsenden Zahl von Menschen mit beginnender Herzinsuffizienz eine stärkere Wasserausscheidung und entlaste damit das Herz-Kreislauf-System. Vom physiologischen Mechanismus der zunehmenden Wasserausscheidung profitierten drittens auch Menschen mit venösen Beinleiden.
Außerdem erweist sich das Bad bei der Stressregulation als „sehr hilfreich“, betonte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP). Warmes Wasser löse eine vegetative Umstimmung aus und diene damit der „Entstressung“. Für Braumann sind die Vorteile dieses Effektes „offensichtlich“. Das gelte gerade in einer Zeit, in der immer mehr Menschen stressbedingt an psychischen Problemen bis hin zum „Burnout“-Syndrom litten.

Spiegelbild des gesellschaftlichen Wandels

Dem Komplex „Gesundheit und Future Fitness“ widmete sich Jeanette Huber als Mitglied der Geschäftsleitung des Frankfurter Zukunftsinstitutes. Dabei bildete (natürlich) das Bad von morgen einen Schwerpunkt ihrer Denkanstöße. Generell sei zu konstatieren, dass das Bad bei den Bundesbürgern kräftig an Attraktivität gewinne. Als Beleg dafür zitierte sie eine von den Trendforschern 2013 realisierte Umfrage. Danach ist für 51% der Bevölkerung ein „tolles Bad“ wichtiger als ein „tolles Auto“ (38%) und eine „tolle Hi-Fi/Videoanlage“ (11%).
Grundsätzlich spiegele der intime Ort „Bad“ den gesellschaftlichen Wandel wider. Der damit verbundene Veränderungsprozess schlage sich in unterschiedlichen neuen Positionierungen nieder. Konkret nannte die Referentin vier spezielle Funktionen. Nummer 1: Das Bad ist Vernetzung – wenn Menschen dort Musik hören, telefonieren, spielen und surfen. Nummer 2: Das Bad ist „Female Shift“ – wenn durch Technologie und Pflegeleichtigkeit das Rollenbild „Hausfrau“ bröckelt. Nummer 3: Das Bad ist „Downaging“ – wenn sich der Badumbau im sechsten Lebensjahrzehnt nicht auf die barrierefreie Dusche beschränkt, sondern in ein Diagnosecenter mit Wellness-Touch mündet. Nummer 4: Das Bad ist Wertewandel – wenn Luxus mehr nach innen als nach außen wirkt.

„Ideale Gesundheitsstation“

Wie sich professionelle Bäderbauer auf die (neuen) Wünsche und Bedürfnisse ihrer Kunden einstellen, schilderten Martina Brüßel (Geschäftsführerin Aqua Cultura, Bonn) und Maritta Goldmann (Inhaberin Goldmann Badmanufaktur, Berlin). Sie gaben ihrem gemeinsamen Referat den Titel „Wasser wirkt. Gesundheit in der Badarchitektur“. Am Beispiel realer Projekte in privaten Wohnhäusern dokumentierten sie die Qualitäten individueller Planung und Umsetzung. Beides mache Ästhetik und Gesundheit zu einem „untrennbaren Duo“, bei dem nichts an Krankenhaus-Atmosphäre erinnere. Stattdessen präsentiere es sich als Wohlfühlbad mit Designanspruch.
Die Eignung als „ideale Gesundheitsstation“ verdanke das heimische Bad in ers­ter Linie dem Element „Wasser“. Es schaffe die Basis für verschiedene hydrotherapeutische Anwendungen nach Sebastian Kneipp u.a. zur Stärkung der Abwehrkräfte und Anregung des Kreislaufs. Sauna und Dampfbad hingegen seien prädestiniert für die Reinigung von Körper und Geist. Dusch- und Whirlwannenbäder sorgten für Entspannung, während Bidet und Dusch-WC dem wichtigen Gesundheitsfaktor „Hygiene“ dienten.
Aber auch ohne Wasser können versierte Badprofis nach Meinung der Referentinnen im engeren und weiteren Sinne einiges für die Gesundheit der Menschen tun. In diese Kategorie gehörten Sitze und Bänke in der am besten ebenerdigen Dusche, unterfahrbare Waschtischanlagen und abklappbare Spiegel. Ruhezonen mit Relax-Liegen und Sportgeräte wiederum förderten Entspannung bzw. Revitalisierung.

Ein „Paradigmenwechsel“ und viele Aufgaben

Welche Konsequenzen das Produktdesign aus dem Gesundheitstrend ziehen soll bzw. muss, untersuchte Michael Schmidt. Auch für den Gründer und Geschäftsführer des Stuttgarter Studios „code2design“ spielen dabei Wasser und demografischer Wandel entscheidende Rollen. Es komme darauf an, auf die Kernfragen „Wie verändert die älter werdende Gesellschaft unser Leben?“ und „Wie leben und wohnen wir im Alter?“ überzeugende Antworten zu finden. Schließlich gehe es um nicht weniger als einen „Paradigmenwechsel in der Badgestaltung“. Deshalb sei es zwingend nötig, eine gesundheitsfördernde Umgebung zu schaffen und im Sinne des Universal-De­signs „lebensphasengerechte“ Bäder zu planen und zu bauen.
Laut Schmidt sind u.a. Hersteller, Architekten und Designer aufgerufen, sich intensiv und im günstigen Fall gemeinsam um das „Bad der Zukunft“ zu kümmern. Es müsse die uneingeschränkte Nutzung im Alter ebenso ermöglichen wie das parallele Wohlfühlen aller Familienmitglieder. Und: Es habe die Aufgabe, seinen Nutzern dabei zu helfen, lange gesund und vital zu bleiben.

An „Gefühle der Kunden“ appellieren

Bleibt die Frage, wie die Sanitärbranche die (offenbar großen) Chancen der stärkeren Gesundheitsorientierung der Menschen in reales Geschäft ummünzen kann. Für Prof. Dr. Martin Fassnacht bedarf es dazu der „emotionalen Aufladung des Badverkaufs“. Nach der Analyse des Inhabers des Lehrstuhls für Marketing und Handel an der WHU – Otto Beisheim School of Management in Vallendar bei Koblenz genügt es daher nicht, die Funktionalität des Bades in den Fokus zu rücken. Wer wolle, dass man ihm eine höhere Wertigkeit zubillige, müsse es mit „positiven Assoziationen“ ausstatten. Der Appell an die „Gefühle der Kunden“ sei dazu unverzichtbar.
Mit dieser Strategie gelinge es zudem, sich von „preisorientierten Konkurrenten“ abzuheben und die eigenen Margen stabil zu halten. In seinem Referat, mit dem das 5. VDS-Badforum ausklang, zeigte und erläuterte Fassnacht Umsetzungsmöglichkeiten des von ihm favorisierten Konzeptes. Ihre zentrale und letztlich für die gesamte Veranstaltung gültige Maxime: Erfolgreiche Marktauftritte durch Mehrwert-Kompetenz.

Bilder: Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS) / Aqua Cultura
www.sanitaerwirtschaft.de

 


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