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Energieeinsparung in städtischen Gebäuden - Ein Energieeinsparkonzept am Beispiel der Landeshauptstadt München

Rationeller Energieeinsatz wird in der Öffentlichkeit aus Gründen der Verringerung der Umweltbelastung und der Schonung fossiler Energieressourcen hoch bewertet. Beispielsweise hat sich die Landeshauptstadt München zum Ziel gesetzt, die CO2-Emissionen alle fünf Jahre um zehn Prozent zu reduzieren und die CO2-Emissionen pro Kopf bis 2030 zu halbieren. Damit diese ehrgeizigen Ziele erreicht werden können, wurde das „Integrierte Handlungsprogramm Klimaschutz für München“ (IHKM) beauftragt.

Kennwertentwicklung einer Liegenschaft.

Gebäudebegehungen zur Bestandsaufnahme.

Gebäudebegehungen zur Bestandsaufnahme.

 

Im Rahmen der Erstellung des „Integrierten Handlungsprogramms Klimaschutz für München (IHKM)“ wurde das Ingenieurbüro Team für Technik GmbH vom Baureferat der Landeshauptstadt München mit den beiden Projekten „Versorgungsstruktur und Benchmarking“ sowie „Energiechecks“ beauftragt. Dabei wurden für über 700 Liegenschaften vorläufige und detaillierte Benchmarks erstellt. Aus diesen wurden 300 Liegenschaften für eine Vor-Ort-Begehung ausgewählt, da die Versorgungsstruktur genauer untersucht werden sollte. Bei weiteren 125 städtischen Liegenschaften wurden sogenannte „Energiechecks“ durchgeführt. Insgesamt wurden ca. 4450 Energieeinsparmaßnahmen ermittelt, mit denen eine Energiekosteneinsparung von ca. 26% erzielt werden kann.  

Vorläufiges Benchmarking

In einem ersten Schritt wurde ein vorläufiges Benchmarking für über 700 stadteigene Liegenschaften erstellt. Ziel des vorläufigen Benchmarkings war es, eine grobe energetische Bewertung der städtischen Liegenschaften zu erhalten. Wichtigster Schritt innerhalb des vorläufigen Benchmarkings war die Ermittlung von Datenlücken und die Durchführung von Plausibilitäts-Checks. Diese dienen dazu, insbesondere fehlerhafte Flächenangaben innerhalb der bereitgestellten Stamm- und Verbrauchsdaten zu identifizieren. Hierfür wurden Fehlerkategorien definiert und alle Datensätze hinsichtlich dieser untersucht. Je mehr Fehlerkategorien auf eine Liegenschaft zutreffen, des­to dringlicher ist eine genauere Untersuchung.

Folgende Fehlerkategorien werden beispielsweise angewandt:

  • Datenlücken (Verbräuche einzelner/mehrerer Jahre fehlen),
  • Plausibilitätsprüfung (Kennwerte liegen deutlich über/unter Vergleichswert),
  • Verbrauchsschwankungen innerhalb des Betrachtungszeitraums (vergangene drei Jahre).

Im Anschluss an das vorläufige Benchmarking wurde eine Empfehlung für die Auswahl der Liegenschaften zur Erfassung der Versorgungsstruktur erstellt. Die Auswahl erfolgte auf Basis der Auswertung der Fehlerkategorien. In enger Abstimmung zwischen der Team für Technik GmbH und dem Baureferat der Stadt München erfolgte eine endgültige Auswahl für eine genauere Untersuchung der Liegenschaften, um mögliche Fehler der zur Kennwertbildung herangezogenen Bezugsflächen oder eine nicht korrekte Verbrauchserfassung zu ermitteln.

Erfassung der Versorgungsstruktur

Im zweiten Schritt wurden auf Basis der Auswertungen des vorläufigen Benchmarkings und zusätzlicher Kriterien der Landeshauptstadt München ca. 300 Liegenschaften ausgewählt, die im Rahmen einer Gebäudebegehung genauer untersucht werden sollten. Für diese erfolgt die Aufnahme und Dokumentation der Versorgungs- und Zählerstruktur innerhalb der Liegenschaft. Zum einen wurden die Daten aller Primär- und Sekundärzähler für Strom, Gas,  Fernwärme und Wasser (Einbauort, Zählertyp, Zählernummer) aufgenommen, dokumentiert und mit den Bestandsdaten verglichen. Des Weiteren wurden in die Lagepläne der Liegenschaften die Haupt-Versorgungsstränge und die Zähler eingetragen, um die Versorgungsstruktur visuell abzubilden. Zudem wurde dargestellt, welche Gebäude(-teile) wie und über welche Zähler versorgt werden. Schließlich wurde für jede Liegenschaft eine Empfehlungsliste erstellt, wie die Versorgungsstruktur berichtigt, optimiert und nicht plausible Werte innerhalb des Stammdatensatzes berei­nigt werden können.

Detailliertes und erweitertes Benchmarking

Nach Abschluss der Begehungen wurden die Energie- und Wasserverbräuche auf Einsparpotenziale hin analysiert. Dazu wurden für jede Liegenschaft Energieverbrauchskennwerte in Anlehnung an die VDI 3807/1 gebildet. Als Bezugsgröße diente die Nettogrundfläche. Für das Benchmarking wurde ein Zeitraum von vier Verbrauchsjahren herangezogen und ein durchschnittlicher Verbrauch („Verbrauchs-Baseline“) gebildet.

Auswertungen zu Wärme-, Strom- und Wasserverbrauch sowie Kosten, Emissionen und Anlagendimensionierungen wurden auf drei Ebenen vorgenommen:

  • Auswertung über alle Liegenschaften,
  • Auswertung je Hauptnutzung,
  • Auswertung je Liegenschaft.

Die jährlichen absoluten und spezifischen Verbräuche und Kosten wurden internen und externen Vergleichs- und Zielwerten gegenübergestellt.  
Dem Baureferat der Stadt München wurde am Ende des erweiterten Benchmarkings von der Team für Technik GmbH eine Datenbank überreicht, aus der sämtliche Auswertungen exportiert werden können, um so weiterhin mögliche Schwachstellen erkennen und darauf frühzeitig regieren zu können.
Zur weiteren Verbesserung der Datenbasis der Liegenschaften der Landeshauptstadt München sollen auch in Zukunft weitere Begehungen zur Erfassung der Versorgungsstruktur erfolgen.

Energiecheck für städtische Liegenschaften

Neben dem vorläufigen und dem detaillierten Benchmarking und der Aufnahme der Versorgungsstrukturen wurden gemäß den Vorgaben des stadtweiten Projektes „Integriertes Handlungsprogramm Klimaschutz in München“ (IHKM) Liegenschaften der Landeshauptstadt München mit dem Ziel der Verbrauchs-, CO2- und Kostenreduzierung untersucht.
Zur Durchführung der sogenannten „Energiechecks“ wurde ebenfalls das Ingenieurbüro Team für Technik GmbH in drei Teilprojekten beauftragt. Das Ziel war, die Maßnahmen zur energetischen Optimierung der städtischen Liegenschaften zu identifizieren.
Das Team für Technik führte zwischen 2012 und 2015 Vor-Ort-Begehungen in ca. 125 Liegenschaften mit dem zuständigen technischen Hausverwalter durch. Durch einen Aufnahmebogen wurden die technischen Daten der haustechnischen Anlagen für die Bereitstellung, Umwandlung, Verteilung und Übergabe sowie Betriebsparameter und Bauphysik aufgenommen. Auch das Nutzerverhalten wurde bewertet. Ebenfalls wurden in persönlichen Gesprächen mit der technischen Hausverwaltung und der Schul- bzw. Einrichtungsleitung die Erfahrungen der Nutzer abgefragt und konnten so in das Konzept mit einbezogen werden.
Nach Auswertung der aufgenommenen Daten und Ermittlung der energetischen Schwachstellen wurden aus einer abgestimmten Maßnahmenliste, die aus ca. 120 möglichen Einzelmaßnahmen besteht, Energieeinsparmaßnahmen untersucht.
Insgesamt wurden für die 125 Liegenschaften ca. 4450 Maßnahmen erarbeitet. Sie wurden über alle Gewerke ermittelt, beispielsweise geordnet nach Bauphysik, Wärmeerzeugung und -verteilung, MSR-Technik oder Trinkwassererzeugung und -verteilung. Weitere mögliche Maßnahmenvorschläge reichten von einer Erneuerung der Beleuchtung bis hin zum Einsatz effizienterer Schwimmbadtechnik oder sonstiger elektrischer Verbraucher. Wassersparmaßnahmen wurden ebenfalls berücksichtigt und untersucht. Zusätzlich zur Kosten-  und Umweltbelas­tung durch die Realisierung wirtschaftlicher Maßnahmen wurde bei Bedarf der Einsatz von alternativen Energien einbezogen. Die Maßnahmenvorschläge wurden detailliert beschrieben, sodass die enthaltenen Informationen als Grundlage für eine potenzielle Umsetzungsplanung dienen können.
Die unterschiedlichen Energieeinsparmaßnahmen wurden anschließend anhand der Amortisationsmethode und der Kapitalwertmethode auf ihre Wirtschaftlichkeit hin untersucht. Es wurden dynamische Verfahren unter Berücksichtigung des Kalkulationszinssatzes und möglicher Energiepreissteigerungen angewandt.
Die Anzahl der Maßnahmen, die tatsächlich für eine Umsetzung vorgeschlagen wurden, reduzierte sich auf ca. 2900 Einzelmaßnahmen. Die eingesparten CO2-Emissionen werden je nach Art der Wärmeerzeugung und des Strombezugs über den systemspezifischen CO2-Emissionsfaktor berechnet. Zudem wurde für jede Einzelmaßnahme der Kosten-Nutzen-Effekt berechnet. Dieser stellt den finanziellen Aufwand pro gesparter Tonne CO2 dar. Anhand dieses Faktors wurden die vorgeschlagenen Maßnahmen priorisiert und dem Baureferat übergeben.
Abschließend wurden die Ergebnisse der Wirtschaftlichkeitsberechnung inkl. Priorisierung der Maßnahmen zusammenfassend über alle Liegenschaften dargestellt und nach unterschiedlichen Kriterien geordnet. Es wurden zudem Maßnahmenbündel über kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen erstellt, um eine baldige Umsetzung der Maßnahmen zu fördern.

Zusammenfassung

Mit dem Ziel der Verbrauchs-, CO2- und Kostenreduzierung wurden von den Ingenieuren der Team für Technik GmbH, im Rahmen des integrierten Handlungsprogramms Klimaschutz für München (IHKM), Liegenschaften der Landeshauptstadt untersucht. Ergänzend dazu wurde die Aufnahme der Versorgungsstruktur und ein Benchmarking über die Mehrheit der städtischen Liegenschaften durchgeführt. Über mehrere Jahre hat Team für Technik in sehr guter Zusammenarbeit mit dem Baureferat der Landeshauptstadt München die beiden Projekte „Versorgungsstruktur und Benchmarking“ sowie „Energiechecks“ erarbeitet. In dieser Zeit wurden Lücken in der Verbrauchs­erfassung zusammengestellt und theoretische Einsparpotenziale erarbeitet. Außerdem wurden durch Vor-Ort-Begehungen in über 300 Liegenschaften die Versorgungsstrukturen erfasst und in Berichten übersichtlich aufbereitet. Für über 120 Liegenschaften wurden zudem konkrete Energieeinsparmaßnahmen ermittelt, deren Wirtschaftlichkeit berechnet und als Realisierungsmaßnahmen vorgeschlagen.
Mit den angegebenen Werkzeugen und initialisierten Maßnahmenpaketen ist die Landeshauptstadt München nun auf dem besten Weg, das gesetzte Ziel der Energieeinsparung zu erreichen.

Autoren: Team für Technik GmbH–Ingenieure für Energie- u. Versorgungstechnik. Dipl. Wirtsch.-Ing. (FH) Christian Eberl, Geschäftsführer Team für Technik GmbH, Dipl. Ing. (FH) Andreas Seefelder, Projektleiter Team für Technik GmbH, Dipl. Ing. Univ. Simon Winkler, Projektleiter Team für Technik GmbH, Dipl. Wirtsch.-Ing. (FH) Sarah Tax, Projektleiterin Team für Technik GmbH, Hans Gruber, Landeshauptstadt München, Baureferat – Energiemanagement H94, www.tftgmbh.de

Bilder: Team für Technik

 


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