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Ansteckungsgefahr vermeiden

Fremderwärmung von kaltem Trinkwasser gefährdet Hygiene. Deshalb sind in Warmwasser-Installationen ­Abkühlstrecken zur Armatur einzuplanen

Installationsbeispiel aus einer Pflegeeinrichtung. Die Verteilleitungen (kalt, warm, Zirkulation) liegen in der abgehängten Decke. Die Zirkulation schließt in der abgehängten Decke an die Warmwasserleitung an.

Unterschätztes Risiko: Durch die dauerhaft über die PWH-Zirkulation durchströmte Wandscheibe erwärmt sich die Entnahmearmatur. Es kommt im Kaltwasserbereich zu hygienekritischen Temperaturen.

Installationsbeispiel einer Trinkwasseranlage zum Beispiel in einer Wohnung. Hier ist das Erwärmungsrisiko für PWC i.d.R. auch in einer ungedämmten Vorwand absolut vernachlässigbar.

Installationsbeispiel einer Reihenanlage. Die Dämmung der Trinkwasserleitung PWH sorgt in Kombination mit dem großen Hohlraum in der Vorwand für geringe Wärmelasten. Der Temperaturanstieg in der Vorwand bleibt unkritisch.

 

Bei der Planung von Trinkwasser-Installationen lag der Fokus bisher vor allem auf Verteilleitungen für Trinkwasser warm (PWH). Neueste Untersuchungen von Viega bestätigen aber auch zunehmende Risiken durch Fremderwärmung für Trinkwasser kalt (PWC). Wirkungsvoll verhindern lässt sich das durch eine hygienebewusste Leitungsführung. 

Die Fremderwärmung von Trinkwasser kalt in Trinkwasser-Installationen liegt in den modernen Bautechniken begründet. In abgehängten Decken, z. B. in Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen, können horizontal weitläufige Verteilsysteme einfach installiert werden. Durch vielfältige wärmeführende Medienleitungen, aber beispielsweise auch Einbaustrahler, werden dabei jedoch hohe Wärmelasten in die Hohlräume eingetragen. Diese Wärme geht dann – wenn auch durch die vorgeschriebenen Dämmschichtdicken der Rohrleitungen verzögert – auf das Trinkwasser kalt über.
In Trockenbauwänden sind davon besonders die Anschlussleitungen von Entnahmearmaturen betroffen, die warmwasserseitig in den Zirkulationskreis (PWH-C) einbezogen wurden. Während der üblichen Stagnationszeiten (Stillstandszeiten) führt das in den Rohrleitungen für Trinkwasser kalt zu einem hygienekritischen Temperaturanstieg.
Aber auch in den Entnahmearmaturen selbst werden dadurch hygienische Risiken für die Trinkwassergüte erzeugt. Die kontinuierlich mit ca. 60 °C durchströmte Doppelwandscheibe führt dann über die Armatur massiv Wärme auf die „stehende“ Kaltwasser-Seite über. So entstehen dort nach kurzen Stagnationszeiten schnell Temperaturen von mehr als 30 °C, die Verkeimungen begünstigen. Das hat Viega durch umfangreiche Untersuchungen sowohl messtechnisch als auch rechnerisch nachgewiesen.

Dämmen und Spülen
Um die Hygienerisiken durch Wärmeübergang in Schachtinstallationen zu vermeiden, genügen bei bestimmungsgemäßem Betrieb in aller Regel Dämmschichtdicken gemäß DIN 1988-200. In abgehängten Decken mit hohen Wärmelasten ist erfahrungsgemäß eine verlässliche Temperaturhaltung nur durch einen gesicherten Wasseraustausch, beispielsweise über ein Spülsystem, sicherzustellen.

Keine Doppelwandscheiben in PWH-Zirkulation
Um den hygienekritischen Wärmeübergang an den Entnahmearmaturen in Trinkwasser-Installationen auszuschließen, sollten diese warmwasserseitig generell nicht über eine Doppelwandscheibe in den Zirkulationskreis eingebunden werden. Stattdessen ist eine hinreichend lange Abkühlstrecke von 10 x DN der Rohrleitung mit Wärmestrom von oben nach unten vorzusehen. In Trockenbauwänden kann es für den Erhalt der Trinkwassergüte sinnvoll sein, bereits aus der abgehängten Decke kommend die Armatur ohne Zirkulation anzuschließen.
Dadurch ergeben sich zwar Anschlussleitungen von 2 bis 3 m Länge und Ausstoßzeiten von wenigen Sekunden, aber es werden keine unnötigen Wärmelasten in die für den Schallschutz mit Mineralwolle ausgestopften Wände getragen. Bei parallel verlegten Anschlussleitungen zu Trinkwasser kalt (PWC) kommt es andernfalls schnell zu kritischen Erwärmungen > 25 °C. Ein erhöhtes hygienisches Risiko durch Stagnation (Stillstand) gegenüber den Mindestlängen der Abkühlstrecke ist dadurch nicht zu erwarten.

Dämmung beachten
Vom Grundsatz her vergleichbar stellt sich die Auslegung von Trinkwasser-Installationen in Sportstätten oder den Sozialräumen eines Gewerbebetriebes mit typischen Reihenanlagen dar, auch wenn hier eine in die Zirkulation (PWH-C) eingebundene Warmwasserleitung in der Vorwand geführt wird. Bei fachgerechter Dämmung ist diese Rohrleitung hygienisch unkritisch, da sie den Hohlraum in der Vorwand nur geringfügig erwärmt. Es findet also kein nennenswerter Wärme­übergang auf die Rohrleitungen für Trinkwasser kalt statt.

Doppelwandscheiben in der Wohnung
Doppelwandscheiben zum Schutz vor Stagnation können wie gewohnt in Reihen- oder Ringleitungen PWH eingesetzt werden, die nicht in den Zirkulationskreis einbezogen sind. Dazu zählt beispielsweise eine typische Etageninstallation – auch mit dezentraler Trinkwassererwärmung oder Versorgung über Wohnungswasserzähler. In beiden Fällen ist ein PWH-System mit Zirkulation ohnehin nicht möglich bzw. nicht sinnvoll, sodass auch keine Risiken für die Erwärmung der Rohrleitungen für PWC bestehen.

Quelle: Viega Holding GmbH & Co. KG, Attendorn
Bilder: Viega
www.viega.de

 


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