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Zukünftiges Wohnen und sicheres Leben

Ambient Assisted Living (AAL) für mehr Lebensqualität von Menschen in allen Lebensphasen

Türkommunikation – ein Plus an Komfort und Sicherheit. Bild: Gira

Steckdosen mit LED-Orientierungslicht leuchten den Bodenbereich aus. Bild: Gira

„PAUL“ ist ein über Touch-Display bedienbares Gebäudesteuerungs- und Assistenzsystem und bietet eine Vielzahl von Komfort-, Multimedia- und Kommunikationsfunktionen. Bild: Cibek

Automatikschalter schalten das Licht selbstständig ein und aus. Bild: Ulrich Beuttenmüller/Gira

Die Schwerpunkte bei der Sensormatte liegen bei der Optimierung von Arbeitsabläufen, Sturzerkennung und Sturzprävention in Krankenhäusern, Pflegeheimen und Seniorenresidenzen. Bild: Future-Shape

Der SensFloor erkennt Aktivitäten von Personen, die sich auf ihm bewegen und kann damit unterschiedliche Komfort- und Sicherheitsfunktionen übernehmen. Durch geschickte Verknüpfung der Sensorinformationen ist z. B. zusätzlich die Steuerung von Licht und Klimamanagement möglich. Bild: Future-Shape

Intelligentae Technik für das Wohnen im Alter – die mobile Hausautomation „HomePilot“ reduziert Barrieren und erleichtert den Alltag in den eigenen vier Wänden. Bild: Rademacher

Evohome security verbindet Bewohner mit ihrem Heim, wo immer sie auch sind. Es sorgt für Sicherheit, wenn Personen zu Hause sind und überwacht das Heim, wenn Bewohner unterwegs sind – mit Alarmmeldungen direkt auf das Smartphone. Bild: Honeywell

 

Der demografische Wandel fordert Wohnungsbaugesellschaften, Architekten und Planer, Kranken- und Pflegeversicherungen, Handwerksbetriebe sowie Privatpersonen jeden Alters heraus, gute Ansätze und Konzepte für die Bewältigung der damit einhergehenden Herausforderungen zu finden. Intelligente Lösungen gibt es bereits. Während der noch junge Wirtschaftsbereich AAL anfangs sehr technikgetrieben war, findet er nun zu seiner eigentlichen Daseinsberechtigung – im Dienste der Menschen zu stehen.

„Neue Produkte müssen sich an der Usability, also ihrer Gebrauchstauglichkeit, messen lassen. Sie sollen Probleme lösen und nicht neue schaffen“, sagt Rolf Joska, Diplom-Physiker, Ingenieur und Produktmanager AAL bei Gira. Auch komplexe Produkte sollten somit einfach und intuitiv zu bedienen sein. Und zwar von Menschen jeden Alters, von Kindern ebenso wie von älteren Menschen, mit oder ohne Einschränkungen.

Doch der Markt hat noch nicht richtig Fahrt aufgenommen. Derzeit scheinen Anbieter an marktreifen Modellen zu basteln. Christian Rückert, Geschäftsführer bei Binder Elektronik, sieht unterschiedliche Hürden, die bisher einer dynamischen Marktentwicklung entgegenstanden: „Allgemein ist das Thema Preis bzw. Preis-Leistungsverhältnis sicherlich schwierig. Dann ist die Zielgruppe der Lösungen in der Masse nicht unbedingt technikaffin, was in der Kombination mit dem Preis zu mangelnder Akzeptanz führt. Bei Lösungen, die stärker in Richtung medizinischer Anwendungen oder Pflegeanwendungen gehen, sind häufig auch regulatorische oder ethische Bedenken ein Problem“.  Binder Elektronik hatte in den letzten Jahren an verschiedenen Forschungsprojekte mitgearbeitet, die sich mit dem Thema AAL beschäftigen. Die Frage dürfte also lauten: Wie gewinnt man eine ältere, weniger technik­affine Zielgruppe überhaupt für eine solche Technik? Hinzu kommen die Fragen nach der Finanzierung und Unterstützung durch Staat und Versicherungen sowie nach der Akzeptanz der eigenen Hilfsbedürftigkeit durch Senioren. 

Überalterung und Marktpotenzial

Fakt ist jedoch, dass, durch die steigende Lebenserwartung der in Deutschland lebenden Menschen und die sinkenden Geburtenraten, immer mehr Rentner immer weniger erwerbstätigen Menschen gegenüberstehen. Im Jahre 2035 wird Deutschland eine der ältesten Bevölkerung der Welt haben. Mehr als die Hälfte der Menschen wird dann 50 Jahre und älter sein, jeder dritte Mensch älter als 60. Hieraus ergibt sich ein steigender Bedarf an Orientierungs-, Unterstützungs- und Hilfsangeboten für ältere Personen. Das Rentensys­tem ist jedoch an seine Grenzen gekommen und die private Altersvorsorge vieler Menschen reicht nicht für einen langen selbstbestimmten Lebensabend aus. Zumindest nicht mit heutigen Methoden der Altenpflege und Seniorenbetreuung. Einen möglichen Ausweg bieten somit technische Systeme, die aufgrund des technologischen Fortschritts der letzten Jahre zunehmend in der Lage sind, Alltagstätigkeiten zu erleichtern oder zu übernehmen.

Im Bereich AAL eröffnen sich also beachtliche wirtschaftliche Potenziale, meint daher auch Rückert. „Der Hype um AAL ist etwas abgeklungen, aber oft ist das ja auch die Phase, in der sich richtig gute Lösungen herauskristallisieren“, sagt er. Laut VDE-CEO Ansgar Hinz seien deutsche Hersteller zwar die Weltmarktführer für intelligente Geräte, aber in Bezug auf Anwendungen und Dienste be­stehe noch ein großes Entwicklungspotenzial. Um den Erfolg der deutschen Smart Living Services dauerhaft zu sichern und deren Reichweite zu erhöhen, sei eine umfassendere Vernetzung zwingend notwendig. Ziel ist es also, Geschäftsmodelle zu entwickeln, bei denen die Player gewinnbringende Netzwerke bilden. Dienstleis­ter, wie beispielsweise die Stuttgarter Tellur Gruppe, unterstützen Unternehmen bei der Entwicklung solcher Geschäftsmodelle.

„Wir beschäftigen uns mit AAL und Smart Building in allen Lebenslagen und haben dabei immer den Nutzer im Fokus. Unsere Kunden stammen aus den unterschiedlichsten Bereichen, beispielsweise Hersteller, Wohnungswirtschaft, Pflege- und Wohnheimeinrichtungen, als auch Dienstleister. Wir unterstützen unsere Kunden dabei, neue Ideen in Produkte umzusetzen oder vorhandene Produkte zu hinterfragen. Des Weiteren verfügen wir in der Tellur Gruppe über ausgewiesene Experten, die unsere AAL-Konzepte bis hin zur Gebäudefachplanung für den Kunden umsetzen. Das heißt, vom Pflichtenheft bis hin zur Inbetriebnahme sind wir in der Lage, den Kunden zu begleiten“, sagt Annette Hoppe, Gerontologin und Leiterin des Geschäftsbereichs Smart Concepts bei Tellur. 

Technik, die das Leben vereinfacht

Die Technik sei aber grundsätzlich schon vorhanden, sagt Hoppe. In Hausautomation und Smart-Home-Vernetzung finden sich intelligente Systeme, die den Alltag erleichtern, indem sie z. B. wichtige Steuerungs- und Kontrollfunktionen übernehmen. Anhand von festgelegten Regeln und Szenarien werden Situationen erkannt und automatisch die richtige Reaktion ggf. in Verbindung mit dahinter stehenden Dienstleistern ausgelöst. 

Eine Empfehlung aus VDE-AR-E 2757-8 – Prozessunterstützung zur technischen Realisierung von Assistenzsystemen in Wohnungen und Wohngebäuden lautet: „Bei der Implementierung von Assistenzfunktionen und -lösungen können beispielhaft die bereits installierten Produkte in einem barrierefreien oder -armen Umfeld genutzt bzw. erweitert werden“. Dazu sagt Joska: „Dieses Ziel verfolgen wir auch bei Gira. Unsere Produkte werden nach und nach mit AAL-Funktionen ausgestattet. Diese können dann im Bedarfsfall ohne zusätzlichen Installationsaufwand und mit geringen Kosten aktiviert werden.“

Ein konkretes Beispiel beschreibt Hoppe so: „Das Eigenheim einer jungen, vierköpfigen Familie kann durch Bewegungsmelder im Innen- und Außenbereich in Verbindung mit Magnetkontakten an Fenstern und Türen vor Einbruch geschützt werden, bzw.  die Melder lösen frühzeitigst einen Einbruchalarm aus. Diese Sensoren erkennen während der Abwesenheit der Bewohner automatisch eine ungewöhnliche Aktivität. Später, wenn das Ehepaar schon älter ist und die Kinder aus dem Haus sind, können dann genau diese Sensoren durch eine technische Erweiterung dazu dienen, das Fehlen von Bewegung zu erkennen und einen wie auch immer gearteten Hilferuf abzusetzen.“

Joska beschreibt den Vorteil: „Der Nutzer ist mit diesen Produkten bereits vertraut und die Akzeptanz damit deutlich größer als bei speziellen Lösungen mit Nachrüstung.“ Denn ältere Menschen können sich insbesondere nach dem Auftreten einer Beeinträchtigung nicht mehr so leicht mit neuen Technologien vertraut machen. Grundsätzlich seien Assistenzsysteme aber für Menschen aller Altersgruppen hilfreich und würden den Wohnkomfort erhöhen. „Für kleine Kinder, die in der Dunkelheit Angst haben, ist eine Orientierungsbeleuchtung, die sich bei Bewegung einschaltet, genauso hilfreich wie für ältere Menschen, die sturzgefährdet sind, wenn diese in der Nacht z. B. ins Bad müssen“, sagt der Produktmanager. Er verweist auf die VDI/VDE 6008 Blatt 3. Diese gebe dem Handwerk einen umfassenden Überblick über marktfähige Assistenzsysteme und deren Nutzer. Um technische Systeme einfach und intuitiv benutzen zu können, müssen sie auf den Anwendungskontext des Nutzers zugeschnitten sein und dessen Alter, seine Erfahrungen und Fähigkeiten sowie seine Denk- und Arbeitsweisen berücksichtigen.

Mögliche Grundausstattung einer Wohnung

Die Trends im privaten Wohnbereich und die Teilsysteme eines Smart Homes geben den Rahmen für eine Basis-Wohnungsausstattung vor. Zu den Teilsystemen eines Smart Homes gehören die Anwendungsfelder 1. Haushalt und Versorgung, 2. Sicherheit und Privatsphäre, 3. Kommunikation und soziales Umfeld sowie 4. Gesundheit und Pflege. Aus dieser Grundlage ergeben sich folgende Produkte, mit der eine Wohnung für ein selbstbestimmtes Leben mit technischer Unterstützung ausgestattet werden kann:

1. Haushalt und Versorgung

  • Breitbandfähige Grundverkabelung,
  • Intelligente Haustechnik mit elektronischen Zählern für Strom, Wasser, Gas, Heizung etc.

2. Sicherheit und Privatsphäre

  • Intelligentes Schließsystem und Zutrittskontrolle,
  • Intelligente Wohnungsausstattung inklusive Alarm (Notfallsysteme).

3. Kommunikation und soziales Umfeld

  • Computer,
  • Homestation zum Empfangen, Messen, Auswerten und Weiterleiten von Daten.

4. Gesundheit und Pflege

  • Telemonitoring-, Telemedizin-Geräte,
  • Sensorfußboden zur Sturzerkennung,
  • Medikamentenbox mit Erinnerungsfunktion.


In der Beeinträchtigung der Mobilität, in der visuellen oder der auditiven Wahrnehmung können Hilfsmittel wie spezielle Sensoren, Schalter und Steuerungen weitgehend eine eigenständige Lebensführung unterstützen. Funkschalter, optische Anzeigen und akustische Signale erleichtern die Bedienung. Ausreichend helles Licht ist für viele Tätigkeiten erforderlich und hilft Stürze zu vermeiden. Um Blendungen zu verhindern, eigenen sich Dimmfunktionen per Hand oder Touchscreen. Steckdosen mit einem integrierten LED-Orientierungslicht leuchten dezent den Bodenbereich aus. In Gefahrenbereichen wie Flur oder Keller haben sich Automatikschalter bewährt.

Eine Türkommunikation muss vorhanden sein. Sie dient der Zugangskontrolle und bietet damit Sicherheit. Besonders vorteilhaft ist der Einsatz einer Videotürsprechanlage. Alle Funktionen wie Bild und Sprache sollten dabei auch auf andere Geräte übertragen werden können, z. B. Computer oder spezielle Hilfsmittel für Menschen mit Behinderung. Für die Haustür ist ein elektrischer Türöffner vorzusehen.

In jedem Eigenheim sollte sich mindestens ein Rauchwarnmelder befinden. Bei mehreren erhöht eine Vernetzung der Rauchwarnmelder miteinander die Sicherheit. Länger unbeaufsichtigte Betriebsphasen des Elektro- oder Gasherds sollen durch ein akustisches Signal angezeigt werden. Beim Verlassen der Wohnung oder des Hauses ist sicherzustellen, dass alle elektrischen Verbraucher zentral abgeschaltet werden. Eine Abschaltung kann z. B. durch geeignete Sensoren oder Türkontakte erfolgen. Panikschalter erhöhen zudem das Sicherheitsbedürfnis von Nutzern. Sie lösen im Gefahrenfall eine vorab definierte Aktion aus.

Bäder sind mit stationären Tasten und Zugschaltern auszustatten, da die Funkfinger der Hausnotrufgeräte häufig vergessen werden. Insbesondere müssen Notrufauslösungen im Bereich der Dusche und Badewanne möglich sein, da diese ein besonderes Gefahrenpotenzial bergen. Der Notruf kann durch akustische oder optische Signale angezeigt oder per Telefon an eine betreuende Person oder einen Dienstleister weitergeleitet werden.

Staatliche Unterstützung

Ein derzeit noch entscheidendes Defizit von AAL ist der Kostenfaktor. Sowohl bei der Anschaffung als auch bei Installation bis hin zu den Folgekosten, beispielsweise bei Änderungen vorgenommener Einstellungen durch Experten, sind die Assistenzsysteme noch vergleichsweise teuer. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) fördert Modernisierungsmaßnahmen, die Barrieren reduzieren und eine hohe Wohnqualität gewährleisten – auch mit Smart-Home-Systemen. Es lohnt sich daher, Fördermöglichkeiten zu prüfen. Über die Bundesregierung kann jeder Bürger bei der KfW einen Förderkredit 159 über einen Betrag bis zu 50 000 Euro pro Wohneinheit für den Umbau zu altersgerechtem Wohnraum beantragen. Näher Informationen zu dem Programm „Altersgerecht umbauen“ unter kfw.deAutorin: Angela Kanders, freiberufliche Journalistin

Weitere Informationen und Links

Richtlinie 

  • Kommentar zur VDI-Richtlinie 6008, Beuth-Verlag, zum Thema Sanitär- und Elektroinstallationen im barrierefreien Umfeld und AAL-Lösungen. 

Forschungsprojekte/Fördermaßnahmen

Das BMBF hat das Thema AAL im Rahmen der Forschungsagenda der Bundesregierung „Alter hat Zukunft“ (http://www.das-alter-hat-zukunft.de/de) mit 18 Projekten gefördert. Dazu z. B.:

 

  • Ergebnisse der „Studie zu Ökonomischen Potenzialen und neuartigen Geschäftsmodellen im Bereich Altersgerechter Assistenzsysteme“, Forschungsprojekt im Auftrag der VDI/VDE Innovation + Technik im Rahmen der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) beauftragten Begleitforschung AAL, März 2012.

Die Forschungsagenda endete 2016. Unter http://technik-zum-menschen-bringen.de
findet man alle Aktivitäten zum neuen 2015 gestarteten Forschungsprogramm „Technik zum Menschen bringen“.

Musterwohnung und aktuelles Projekt

In einer aufwendigen Studie bescheinigte bereits 2009 das Fraunhofer Institut AAL-Technologien ein hohes Marktpotenzial angesichts des demografischen Wandels. Zur gleichen Zeit richtete die Wernigeroder Wohnungsgesellschaft eG (WWG) gemeinsam mit der Hochschule Harz/Netzwerk TECLA und anderen Partnern eine Musterwohnung für das altersgerechte Wohnen ein.

www.mytecla.de

Das unter der Federführung der Techniker Krankenkasse (TK) angelegte Projekt NetzWerk LebenPlus sieht u. a. vor, 1000 Wohnungen im Bezirk Eimsbüttel/Hamburg mit dem altersgerechten Assistenzsystem „PAUL“ des Unternehmens Cibek auszustatten. „PAUL“ steht für „Persönlicher Assistent für unterstütztes Leben“ und ist auf einem Tablet-PC vorinstalliert, den jeder Projekt-Teilnehmer erhält. „Die Software bietet viele verschiedene Möglichkeiten. Die Teilnehmer können Online-Videosprechstunden mit den Ärzten der koordinierenden Stellen durchführen, ihren Medikationsplan einsehen oder im Notfall einen Notruf an die Johanniter-Unfall-Hilfe absetzen“, sagt Bernd Klein, Geschäftsführer von Cibek. „Die Software wurde extra für ältere Menschen entwickelt, daher ist die Nutzerfreundlichkeit gewährleistet. ‚PAUL‘ ist einfach und individuell zu bedienen, dafür sorgen eine große Schrift und Symbole. In weiteren Ausbaustufen sind bei Bedarf Haussteuerungs-Funktionen und eine intelligente Aktivitätserkennung mithilfe von angeschlossenen Bewegungsmeldern möglich.“

TK NetzWerk GesundheitAktiv

 


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