IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 13/2004, Seite 34 ff.



Werkstoffe und Verbindungstechniken in haustechnischen Installationen

Dipl.-Ing. Michael Pohl*

Der Materialmix in der Hausinstallation nimmt zu. Metallene Rohre wie nichtrostender Stahl oder Kupfer verlangen ihre ganz eigenen Verarbeitungsregeln. Der Autor beschreibt ausführlich die Unterschiede.

Hersteller von Fittings aus praktisch allen in haustechnischen Rohrleitungssystemen üblichen Werkstoffen bieten folgende Verbindungstechniken:

Nichtrostender Stahl (Edelstahl)
Verbindung durch pressen

Kupfer
Verbindung durch
pressen
weich- oder hartlöten
schweißen

Rotguss (CuZnSn-Legierungen)
Verbindung durch
pressen
weich- oder hartlöten
Gewindeverbindung (im Gewinde dichtend nach ISO 7-1)

Messing (CuZn-Legierungen)
Verbindung durch Befestigungsgewinde nach DIN EN ISO 228

Temperguss
Verbindung durch Gewindeverbindung (im Gewinde dichtend nach ISO 7-1)

 

Verlegen einer Trinkwasserleitung aus einem Edelstahl-Presssystem.

Trinkwasserleitungen
(einschl. Feuerlöschleitungen) nach DIN 1988

Zunächst kann hier das Presssystem aus inertem Edelstahl empfohlen werden. Aus hygienischer Sicht ist der Verbraucher mit dem Werkstoff Edelstahl immer auf der sicheren Seite, auch bei möglichen zukünftigen Änderungen der Wasserbeschaffenheit.

In weit über 90% der in Deutschland verteilten Trinkwässer kann aber auch Kupfer als Rohrleitungswerkstoff im Sinne einer wirtschaftlichen Alternative eingesetzt werden. Dies ist immer dann der Fall, wenn die Wasserbeschaffenheit - in Analysedatenblättern als Jahresmittelwerte ausge-wiesen - folgende Bedingungen erfüllt:

• entweder pH > 7,4
• oder 7,0 < pH < 7,4 und TOC < 1,5 mg/l.

Rohr- und Fittinghersteller sind gerne bereit, die Daten der Wasseranalyse des betreffenden Wasserversorgungsunternehmens zu interpretieren und entsprechende Werkstoffempfehlungen auszusprechen. Steht dem Einsatz von Kupfer nichts entgegen, bietet sich in Gebieten mit hohen Lohn- und Montagekosten und bei Projekten, die unter Zeitdruck abgewickelt werden müssen, die Zeit sparende Presstechnik mit Pressfittings aus Kupfer und Rotguss an. In Gebieten mit relativ geringen Lohn- und Montagekosten empfiehlt sich dagegen die Verwendung von Kapillarlötfittings aus Kupfer, Rotguss und Messing. Im Trinkwasserbereich darf bis einschließlich der Abmessung 28 mm nur weichgelötet werden.

Werden Gewindefittings benötigt, werden solche aus Rotguss empfohlen.

 

Pressfitting aus Kupfer für Gasinstallationen.

Heizungsleitungen

In Heizungsanlagen hat sich Kupfer als Leitungsmaterial seit Jahren bewährt. Kupfer benötigt wegen seiner hohen Beständigkeit in der Regel keinen äußeren Korrosionsschutz. Je nach Montagekosten und Zeitbedarf empfiehlt sich auch hier die Presstechnik oder alternativ die Löttechnik.

Ebenso ist schwarzes Stahlrohr mit der Verbindungstechnik Schweißen geeignet - eine bei kleinen Rohrabmessungen zeitaufwendige Verbindungstechnik und daher nur bei größeren Rohrdurchmessern empfehlenswert. Zudem ist schwarzes Stahlrohr gegen Außenkorrosion zu schützen.

Die Kombination der beiden Werkstoffe ist in geschlossenen Heizungssystemen problemlos möglich. Für den Übergang von einem Rohrwerkstoff auf den anderen stehen Übergangsfittings aus Rotguss mit einerseits Gewindeanschluss und andererseits Lötanschluss zur Verfügung.

 

Verlegen einer Heizungsleitung mit Pressfittings aus Kupfer und Rotguss.

Gasleitungen

Sowohl für Erdgasleitungen nach TRGI als auch für Flüssiggasleitungen nach TRF ist Kupfer wegen seiner vielfältigen Eigenschaften der am weitesten verbreitete Leitungswerkstoff. Als Verbindungstechnik empfiehlt sich die Presstechnik mit Pressfittings aus Kupfer und Rotguss. Diese Pressfittings müssen nach DVGW-Arbeitsblatt VP 614 geprüft sein, einen gelben Dichtring aufweisen und außen gelb markiert sein.

Mitunter wird gefordert, Gasleitungen aus Edelstahl zu verlegen. Hierfür stehen ebenfalls Presssysteme mit entsprechend geprüften Pressfittings zur Verfügung.

Für innerhalb von Grundstücken erdverlegte Gasleitungen ist die Pressverbindung nicht zugelassen. Hier ist die Hartlötverbindung zu wählen.

 

Äußere Markierung eines Pressfittings für Gasinstallationen.

Leitungen für behandeltes Wasser

Für den Transport von teil- und vollentsalztem Wasser, Osmosewasser etc. ist die Verwendung eines Presssystems aus Edelstahl zu empfehlen.

Leitungen für thermische Solaranlagen

Für Leitungen im Solarkreislauf ist Kupfer der übliche und geeignete Werkstoff. Als Verbindungstechnik kommt bei Anlagen mit Flachkollektoren, bei denen Stillstandstemperaturen von bis zu 200°C auftreten können, auch die Presstechnik unter Verwendung spezieller Pressfittings für Solaranlagen aus Kupfer und Rotguss infrage. Alternativ ist die Hartlötverbindung mit Kapillarlötfittings aus Kupfer, Rotguss einsetzbar.

Aus technischer Sicht ist auch der Einsatz eines Presssystems aus Edelstahl bei Verwendung von Fittings mit speziellen Dichtringen (z.B. FPM) möglich.

Bei Solaranlagen mit Röhrenkollektoren können Stillstandstemperaturen von ca. 280°C auftreten. Bei diesen hohen Temperaturen kann nur die Hartlötverbindung empfohlen werden.

 

Pressfittings für Solaranlagen mit Markierung.

Druckluftleitungen

EPDM als Dichtring in Kupfer- und Rotgusspressfittings ist nicht beständig gegen Öl und Fett. Da aber Druckluft immer leicht ölhaltig ist, kann die Verwendung der für die Trinkwasserinstallation üblichen Pressfittings hier nicht empfohlen werden. Für diesen Einsatzbereich gibt es jedoch Dichtringe, die in Druckluftanlagen eingesetzt werden können. Meist sind die Fittings entsprechend farblich gekennzeichnet.

Wird die Kapillarlöttechnik gewählt, ist die Hartlötverbindung vorzuziehen. Denn Weichlot weist im Vergleich zu Hartlot nur eine geringe Festigkeit gegenüber schwingender Beanspruchung auf. Aber gerade Druckluftleitungen sind stärkeren Schwingungen ausgesetzt, die die Rohrleitung stark belasten.

Auch der Einsatz von schwarzem Stahlrohr ist möglich. Die Luft ist dann jedoch gut zu trocknen, um Kondensatbildung in der Leitung und damit Korrosionsprobleme zu vermeiden.

 

Äußere Markierung eines Pressfittings für Druckluftleitungen.

Leitungen für brennbare Flüssigkeiten

Für Leitungen, die brennbare Flüssigkeiten nach TRbF transportieren, ist Kupfer der geeignete Leitungswerkstoff. Als Verbindungstechnik kommt dann ausschließlich das Hartlöten mit Kapillarlötfittings infrage.

Leitungen für technische und medizinische Gase

Für Medizinalgase und technische Gase sind Kupferrohre nach DIN EN 13348 der übliche Standard. Leitungen für Medizinalgase müssen hartgelötet werden. Hier kommen also nur Kapillarlötfittings bzw. - für Gewindeübergänge - Übergangsfittings aus Rotguss zum Einsatz. Solange diese Fittings in der Originalverpackung (PE-Beutel) verbleiben, entsprechen sie den Anforderungen an medizinische Gasversorgungsanlagen und Vakuumleitungen. Nach Öffnung des Originalverschlussbeutels liegt die Verantwortung für die erforderliche Reinheit der Innenoberflächen beim Verarbeiter.

Um Zunderbildung auf der Rohrinnenoberfläche während des Hartlötens sicher auszuschließen, ist während des Lötvorganges das Leitungsinnere mit Schutzgas zu spülen. Über das eine Ende wird die Rohrleitung ständig mit Schutzgas gefüllt, alle anderen Leitungsenden werden mit einem Schlauch versehen, die in einer Wasservorlage enden. Der Schutzgasstrom ist dann so weit zu drosseln, dass aus jeder Wasservorlage eine geringe Anzahl von Gasperlen aufsteigt.

 

Systemfittings aus Edelstahl.

Dampf- und Kondensatleitungen

Für Dampf- und Kondensatleitungen ist Kupfer hinsichtlich der Beständigkeit voll geeignet. Bei Anwesenheit von Sauerstoff ist allerdings damit zu rechnen, dass das Kondensat Kupferionen aufnimmt. Um dann Korrosionsschäden an nachgeschalteten Bauteilen aus Stahl sicher zu vermeiden, erfordert dies eine besondere Aufbereitung des Kesselspeisewassers im Speisewasserbehälter.

Da Edelstahl keinerlei Stoffe an das Wasser (Kondensat) abgibt, ist Edelstahl der in jeder Hinsicht hierfür uneingeschränkt geeignete Werkstoff. Bis zu Temperaturen von 120°C ist das für Trinkwasserinstallationen verwendete Presssystem geeignet. Für höhere Temperaturen - bis 200°C - sind Pressfittings mit Hochtemperaturdichtringen zu verwenden.

 

Kapillarlötfittings aus Kupfer.

Regenwassernutzungsanlagen

Für Regenwassernutzungsanlagen hat sich Kupfer bewährt. Nähere Informationen hierzu finden sich in dem DKI-Sonderdruck s174 "Kupfer in Regenwassernutzungsanlagen"*. Dazu ist der Einsatz von Kupferrohren nach DIN EN 1057 zusammen mit Pressfittings aus Kupfer und Rotguss besonders empfehlenswert. In seltenen Fällen kann es bei Kupferleitungen jedoch vorkommen, dass sich in den Sanitärobjekten grünliche Ablaufspuren zeigen. Diese sind zwar leicht zu entfernen, doch wer diesen Aufwand nicht betreiben will, ist mit dem Einsatz eines Presssystems aus nichtrostendem Stahl bestens beraten.

Geräte und Apparate

In Geräten und Apparaten für Trinkwasserinstallationen werden häufig Gewindeverbindungen benötigt. Für im Gewinde dichtende Verbindungen mit Gewinde nach ISO 7-1 sind in der Regel Gewindefittings aus Rotguss zu verwenden.

In Heizungsinstallationen bieten sich im Gewinde dichtende Verbindungen mit Gewinde nach ISO 7-1 an. Als Material kommen Rotguss, Messing und Temperguss (unverzinkt) infrage.

Kann in Geräten und Apparaten auf Verbindungen, die im Gewinde dichten, verzichtet werden, ist der Einsatz von Gewindefittings aus Messing mit Gewinde nach DIN EN ISO 228 (stets mit Flachdichtung) besonders wirtschaftlich.

 

Äußere Markierung eines Pressfittings für Hochtemperaturbereiche.

Leitungsreparaturen und -erweiterungen

Da bei nichtrostendem Stahl keine Fließregel zu beachten ist, ist ein Presssystem aus Edelstahl die bevorzugte Wahl bei Reparaturarbeiten. Besteht in solchen Fällen die Gefahr der Kontaktkorrosion, sind die entsprechenden Hinweise in den technischen Informationen der Hersteller und die Hinweise in DIN 1988-7 zu beachten.

Arbeiten in historischen und/oder brandgefährdeten Gebäuden

Fallen Arbeiten an historischen Gebäuden an, ist in der Regel mit erhöhter Brandgefahr bei Arbeiten mit offener Flamme zu rechnen, da Fußbodendielen, Holzbalken etc. sehr trocken und damit erhöht brandgefährdet sind. In diesem Falle ist eine Verbindungstechnik angeraten, bei der keine Wärmebeeinflussung erfolgt - die Presstechnik.

Internetinformationen:
www.sanha.com
www.kupferinstitut.de


*) Dipl.-Ing. Michael Pohl, Sanha Kaimer GmbH & Co. KG


*) In Einzelexemplaren kostenlos zu beziehen bei Deutsches Kupfer-Institut, Am Bonneshof 5, 40474 Düsseldorf, Tel.: 0211/47963-00, Fax: 0211/47963-10, www.kupferinstitut.de


B i l d e r :   Sanha Kaimer GmbH & Co. KG


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