IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 18/2003, Seite 14 ff.


SANITÄRTECHNIK


Überflutete Keller trotz funktionierender Rückstauverschlüsse

Voll gelaufene Keller trotz funktionierender Sicherungseinrichtungen gegen Rückstau? Durch die immer zahlreicheren Unwetter in Deutschland mit ausgeprägtem Starkregen machen Hauseigentümer immer öfter diese überraschende Erfahrung. Der Grund liegt in der früher favorisierten Bauweise: Noch vor 20 Jahren wurden Regenwasserleitungen vor dem Rückstauverschluss in die Grundleitung geführt. Bei geschlossenem Rückstauverschluss und Platzregen "flutet" der Hausherr seinen Keller mit dem eigenen Dachwasser. Die Verlegung dieser Regenwasserfallrohre ist äußerst kostenintensiv. Doch steht Installateuren mit einem kombinierten Rückstauverschluss und Pumpe ein alternatives Lösungssystem für seine Kunden zur Verfügung.

Der größte anzunehmende Unfall für jeden Hauseigentümer: Der Keller ist trotz Rückstausystem überflutet worden. Im vorliegenden Fall standen 150 m2 Keller unter Wasser. Der reine Sachschaden ohne Gebäudeschäden: rund 100.000 Euro.

Spätestens seit den drastischen Bildern des Jahrhunderthochwassers aus dem vergangenen Jahr sind Hauseigentümern die Folgen von Wasserschäden im eigenen Haus klar vor Augen geführt worden. Die erhebliche Zunahme von sintflutartigen Regenfällen führte im gleichen Zeitraum zu einer Vielzahl von voll gelaufenen Kellerräumen quer durch die Republik. Diese unwetterartigen Regenfälle werden nach Prognosen aller namhaften Wetterdienste aufgrund der weltweiten klimatischen Veränderungen weiter zunehmen.

Die Ursachen für das Eindringen von Regenwasser in Kellerräume können vielfältig sein: Teils dringt Wasser durch Lichtschächte an Kellerfenstern ein, weil Dachrinnen überlaufen oder Oberflächenwasser in den Lichschacht läuft. Teils kann Wasser durch undichte Mauern eindringen. In erster Linie ist der Grund für überflutete Keller jedoch ein Rückstau aus dem Kanalsystem.

Rückstauklappe und Revisionsschacht im Urzustand vor der Umrüstung mit dem ca. 30 Jahre alten manuell zu betätigenden Rückstauschutz. Er sperrte jedoch den Abfluss des Regenwassers gleichzeitig mit ab.

Der Grund dafür ist hinlänglich bekannt: Das Kanalnetz einer Gemeinde kann nicht darauf ausgerichtet sein, jeden Gewitterregen sofort und vollständig aufzunehmen. Daher muss bei derartigen Regenfällen eine kurzfristige Überlastung des Abwassernetzes in Kauf genommen werden. Weil alle verbundenen Rohre des Abwassernetzes nach dem Prinzip der kommunizierenden Röhren "zusammenarbeiten", können sich auch die im Eigenheim vorhandenen Entwässerungsleitungen bis zur Rückstauebene füllen.

Die Rückstauebene ist dabei das Straßenniveau. So tritt dieses Rückstauwasser dann aus tiefer gelegenen Ablaufstellen im Gebäude aus, die nicht gegen Rückstau gesichert sind. Dies kann der Bodenablauf im Waschkeller, der Waschmaschinenablauf, eine Toilette oder Waschbecken in der Souterrainwohnung sein. Grundsätzlich sind alle tiefliegenden Ablaufstellen unterhalb der Rückstauebene gefährdet.

Deswegen hat der Gesetzgeber festgelegt, dass Hauseigentümer ihr Gebäude nach den technischen Möglichkeiten gegen Rückstau abzusichern haben (DIN EN 12056 Teil 1). Diese Sicherung kann entweder aus absperrbaren Einzelvorrichtungen je Ablaufstelle oder einer Sammelsicherung im Hausablauf bestehen. Beide Systeme haben ihre individuellen Vor- und Nachteile, die im Einzelfall gegeneinander abzuwägen sind.

Das Hauptabwasserrohr und der alte Rückstauschutz sind jetzt freigelegt. Deutlich zu sehen ist, dass ein Abwasserrohr nicht durch die alte Rückstauklappe gesichert worden war. Hieran waren zwei Bodenabläufe sowie der Waschmaschinenablauf angeschlossen.

Eine einfache, kostengünstige Problemlösung

Im hier beschriebenen Objekt schloss der Hausherr bei Starkregen (30 Liter/m2 in einer halben Stunde!) das vorhandene, mechanisch zu betätigende Absperrventil in der Grundleitung. Dabei wurden 150 m2 Kellerräume erheblich überflutet. Der Grund hierfür: Noch vor 20 Jahren gehörte es zum Standard, die Regenwasserfallrohre vom Dach vor dem Rückstauverschluss in die Grundleitung einzuführen. Das geschlossene Rückstauventil wird so zu einer fatalen Absperrung der Abflussmöglichkeit des Dachregenwassers, das sich daraufhin seinen Weg aus den Ablaufstellen im Keller sucht. "Die Abwasserrohre sollten durch das saubere Regenwasser beständig gespült und gereinigt werden", so der Bauleiter eines Bauunternehmens im Ruhrgebiet. "Der Rückstauaspekt trat völlig in den Hintergrund. Selbst heute werden einige Gebäude gegen die Vorgaben der DIN EN 12056 derart ausgeführt."

Die neue Rückstaupumpanlage ist bereits eingesetzt. Jetzt werden die fehlenden Rohrelemente abgelängt und eingepasst, die Anlage elektrisch angeschlossen und überprüft.

Hauseigentümer sind dankbar für Hinweise

Die Tatsache, dass die Abwasserleitungen im eigenen Haus ebenfalls derart ausgeführt worden sind, erfahren Hauseigentümer - wie im vorliegenden Fall - in der Regel erst nach einer Überflutung des Kellers und genauen Untersuchung des Systems der Abwasserrohre im Haus. Abhilfe schafft eine vollkommen neue Verlegung aller Regenabwasserrohre, die dann nach der zentralen Rückstausicherung an die Grundleitung angeschlossen werden. Dies ist mit einem erheblichen Kostenaufwand verbunden. Da genaue Pläne der Abwasserleitungen oft nicht mehr vorliegen und auch nicht nachvollziehbar sind, müssen alle Abwasserrohre, die vom Dach in das Abwassernetz geführt werden, neu verlegt und an das Abwassernetz hinter der Rückstausicherung angeschlossen werden. Nur so lässt sich relative Sicherheit erzielen.

Die Rückstaupumpanlage schützt jetzt das gesamte Gebäude vor Rückstau aus dem Kanalnetz. Gleichzeitig wird das bei Regen anfallende Wasser sicher gegen den Rückstau in den Kanal gepumpt.

Von den Kosten und dem Aufwand her bietet sich betroffenen Hauseigentümern jedoch auch eine wesentlich attraktivere Möglichkeit. Das Produkt von dem hier die Rede ist, wurde ursprünglich dafür entwickelt, dass während der Rückstauzeit anfallende fäkalienfreie und fäkalienhaltige Abwasser gegen den Rückstau in den Kanal zu entsorgen. Darüber hinaus kann die Rückstaupumpanlage aber natürlich auch anfallendes Dachregenwasser gegen den Rückstau in den Kanal fördern. Das Ergebnis ist überzeugend: Der alleinige Einbau der Rückstaupumpanlage mit integrierter Rückstausicherung ist ausreichend, um den Keller sicher vor beiden Gefahren der Überflutung zu schützen. Durch die Installation ist gleichzeitig eine automatische Rückstausicherung gemäß der geltenden Vorschriften als auch eine Pumpe vorhanden, die gegen den Rückstau Abwasser in den Kanal pumpen kann.

Die nun im Folgenden näher beschriebene Anlage "Pumpfix" von Kessel arbeitet nur während eines Rückstaus und fördert dann anfallendes Schmutz- bzw. Regenwasser gegen den Rückstau in den Kanal. Im rückstaufreien Betrieb wird das Regen- bzw. Schmutzwasser durch das natürliche Gefälle abgeführt. Die integrierte, frei hängende Rückstauklappe wird dann durch den Abwasserdruck geöffnet und das Abwasser kann ungehindert abfließen.

Letzte Funktionstests an der Schalt- und Kontrolleinrichtung.

Steuerung und Funktionsüberwachung

Bei Rückstau wird die Rückstauklappe sicher verschlossen und verhindert so das Eintreten von Wasser in die Kellerräume. Würde jetzt Schmutz- bzw. Regenwasser von der Hausseite auf die geschlossene Rückstauklappe treffen, schaltet sich die Rückstaupumpe vollautomatisch über eine optische Sonde ein. Diese Pumpe saugt das Regen- bzw. Abwasser an, zerkleinert enthaltene Feststoffe durch das Schneidradsystem und fördert das Wasser dann über eine integrierte Druckleitung gegen den Rückstaudruck sicher in den Kanal. Die Rückstauklappe verhindert gleichzeitig, dass Wasser aus dem Kanal zurückfließt.

Zum Lieferumfang der Rückstaupumpanlage gehört außerdem ein Elektropaket mit einem Schaltgerät sowie einer umfangreichen elektronischen Sicherheits- und Kontrollausrüstung. Diese soll jederzeit den sicheren Betrieb des Systems gewährleisten. Über LEDs lässt sich der jeweilige Betriebszustand der Anlage kontrollieren. Die Elektronik überprüft ständig den Zustand des Gesamtsystems und gibt eventuelle Alarmmeldungen sofort aus. Ein potenzialfreier Kontakt kann optional durch eine Zusatzplatine zum Anschluss an die ggf. vorhandene zentrale Gebäudeleittechnik genutzt werden. Das Steuergerät wird mit dem Stromnetz verbunden und meldet Funktionsstörungen. Eingebaute Batterien gewährleisten die Meldefunktion auch bei Stromausfall.

Von der Rückstaupumpanlage ist nichts mehr zu sehen. Durch einfaches Anheben des Deckels jedoch können Wartungsarbeiten am System schnell und sicher vorgenommen werden.

Bei der ersten Inbetriebnahme scannt das Schaltgerät in einem Grundfunktionstest den Batterie-, Netz-, Sonden- und Motoranschluss. Bei positivem Ergebnis meldet die Steuerung die Betriebsbereitschaft. Verschiedene Betriebsarten lassen sich individuell auf die objektspezifischen Gegebenheiten einstellen. Dazu zählen die Laufzeiteinstellung, die Nachlaufzeitregelung oder auch eine Einschaltverzögerung der Pumpe. Eventuell auftretende Fehler im Betrieb werden durch LED-Signale optisch visualisiert.

Monatlich wird die Pumpe durch die Steuerung automatisch auf ihre Funktion hin überprüft. Erkannte Fehler werden angezeigt und können einfach beseitigt werden.

Funktion der Rückstaupumpanlage im Normalbetrieb: Das Abwasser fließt mit Gefälle ab.

Einbau

Der Einbau der Rückstaupumpanlage ist in die zentrale Abwasserleitung vorgesehen. Dabei wird der Grundkörper der Pumpe waagerecht ausgerichtet. Durch ein Leerrohr werden Kabel von der Rückstaupumpanlage zum separat zu montierenden Schaltgerät geführt. Mit einem teleskopisch ausziehbaren Aufsatzstück kann das System stufenlos an die jeweils vorhandene Einbautiefe angepasst werden. Auf die Abdeckplatte können Fliesen, Natursteine etc. eingesetzt werden.

Funktion der Rückstaupumpanlage bei Rückstau: Die Pumpe fördert anfallendes Schmutz- und Regenwasser gegen den Kanaldruck ins Abwassernetz.

Fazit

Die Lösung ist bestechend einfach, das Potenzial für neue Aufträge groß. In nahezu allen älteren Gebäuden ticken diese unentdeckten Zeitbomben der potenziellen Kellerüberflutung. Ob im jeweiligen Haus tatsächlich die Dachentwässerung in der beschriebenen Form verlegt ist, lässt sich relativ einfach feststellen. Dazu werden die Regenwasserabläufe mit Wasser beaufschlagt. Anschließend lässt sich am Absperrventil der zentralen Abwasserleitung kontrollieren, ob das "Regenwasser" hier abgeführt wird. Hauseigentümer werden in jedem Fall dankbar für die Hinweise sein und das individuell vorhandene Risiko gerne vom Installateur testen lassen.


B i l d e r :   Kessel GmbH, Lenting


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